Öko-Filament Kompost- und Recycling-Plastik erobern den 3D-Druck

Filament ist das Papier des 3D-Druckers. Die Plastikfäden können schon recycelt werden - und künftig kompostierbar sein.

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Tassen, Handyhüllen, Ersatzteile und noch vieles mehr können 3D-Drucker aus Kunststoffen erschaffen. Beim vielen Probieren bleibt aber auch viel Abfall. Mal geht beim Druck etwas schief, ein Teil bricht ab oder es kommt der Geistesblitz für eine Verbesserung, die direkt gedruckt wird. Wohin also mit dem Abfall?

Die gelbe Tonne werden viele Fans des an Resten eigentlich armen 3D-Drucks meiden. Wer sich keinen Recyclebot für Zuhause bauen möchte, kann sein gedrucktes Plastik nun auch zum Recycling einsenden.

Die Mitglieder des weltweiten Verbund 3D-Hubs drucken eigentlich Dinge für Personen aus, die selbst keinen 3D-Drucker besitzen. An Standorten in London, Breda (Niederlande) und Boston sollen jetzt zusätzlich kleine Recyclingcenter entstehen. Hier können die Mitglieder ihr Plastik hinschicken, das 3D-Hubs dann an recycelnde Mitglieder weiterschickt.

Diese stellen Filament her, den notwendigen Plastikfaden zum Drucken, und schicken ihn wieder zurück. Eine umweltfreundliche Alternative zum Müll. Aber möglicherweise geht es noch ökologischer. Mit Filament aus sogenannter Polymilchsäure (PLA), die aus Maisstärke und Zuckerrüben gewonnen wird.

Das italienische Designduo Aenimal nutzt das PLA-Filament zum Beispiel für den Druck von Fahrradrahmen. Durch die Wabenstruktur, mit der ein 3D-Drucker Hohlräume füllt, ist der Rahmen sehr stabil und gleichzeitig leicht.

Wenn man ihn austauschen möchte, kann man ihn laut Aenimal entweder recyceln oder auf den Kompost werfen. Biochemiker zweifeln allerdings an, dass PLA sich einfach auf dem Kompost zersetzt. Ihrer Ansicht nach brauche es vielmehr eine industrielle Kompost- oder Recyclinganlage. Auch die Verwertung in einer Biogasanlage wäre denkbar.

Hauptsache, PLA kommt nicht in die gelbe Tonne: In den Recyclingkreislauf für Kunststoffe lässt sich PLA dagegen schwer integrieren, wie etwa die Deutsche Umwelthilfe seit längerem kritisiert. In den herkömmlichen Abfall geworfen, werden die Becher verbrannt.

Filament aus Mais oder KaffeeDafür lässt sich das Material aus verschiedenen Grundstoffen gewinnen. Filament der US-Firma 3Dom nutzt etwa Kaffeesatz als Farme, um auf chemische Zusätze zu verzichten.

Einen anderen Ansatz verfolgt ein kürzlich abgeschlossenes Kickstarter-Projekt. Auf der Crowdfunding-Plattform wurden fast 13.000 Euro für WillowFlex gesammelt. Dieses Filament soll flexibel, Hitze- und Kältebeständig und komplett kompostierbar sein. Die deutsche Firma BioInspiration aus Eberswalde stellt das Filament aus Maisstärke her.

Die Hersteller versprechen, dass von gedruckten Gegenständen, die 18 Monate im Boden eingegraben sind, nahezu nichts übrig bleibt. Schon nach zehn Monaten beginne die Maisstärke, sich aufzulösen. Bis dahin sollen die gedruckten Gegenstände aber sehr robust sein. Die Maisstärke hat es im Test der Erfinder zum Beispiel drei Monate als Eiswürfelbehälter in der Tiefkühltruhe ausgehalten, aber auch als Becher für heißen Tee.

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