Recycling- Bauunternehmen EcoDomum stellt Wände aus Plastikmüll her

Ein mexikanischer Jungunternehmer stellt Wände aus Plastikmüll her - und macht damit Billighäuser möglich.

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In Deutschland gibt es viele spannende Projekte, die den Plastikmüll reduzieren sollen – dabei ist dieser in Deutschland ein nicht ansatzweise so großes Problem, wie etwa in Mexiko. Plastik ist dort besonders günstig und entsprechend verbreitet.

"Ich erinnere mich, wie ich als Kind dieses ganze Plastik gesehen habe, und die Verschmutzung dadurch. Für uns und die Tiere", sagt der junge Unternehmer Carlos Daniel Gonzalez. Deshalb gründete er 2013 EcoDomum, ein Unternehmen, das Wände aus Plastik herstellt.

Damit geht Gonzales zwei Probleme seiner Heimatstadt Puebla an – die Massen an Plastikmüll und eine Armutsquote von 64 Prozent. Vielen Menschen fehlten grundlegende Wohnmöglichkeiten, sagt er im Gespräch mit dem Unternehmerportal unreasonable.is.

Deshalb stellt er nun Wände aus eingeschmolzenem Plastik her. Das sei unkompliziert: Den Rohstoff gebe es so gut wie überall, man müsse nur die geeigneten Plastiksorten heraussortieren. Manche Kunststoffe setzen beim Schmelzen giftige Dämpfe frei - diese kann er in seiner Anlage noch nicht erhitzen.

Einer hydraulische Presse fügt das geschmolzene Plastik zu fertigen Platten zusammen. Diese sehen nicht schön aus - aber sie halten Feuchtigkeit und Lärm draußen. Und das zu günstigen Preisen. Die Preise auf der Homepage liegen derzeit bei zwischen 500 Pesos für eine Innenwand und 650 für eine gedämmte Außenwand. Das entspricht 25 bis 33 Euro.

Die Wände sind etwa 2,40 mal 1,20 Meter groß, das heißt für ein Durchschnittshaus braucht es etwa 80 Stück. Derzeit stellt die Anlage von EcoDomum 120 Stück am Tag her, nutzt dabei über fünf Tonnen Kunststoffabfälle. Für gut 2000 Euro verkauft Gonzales damit die Grundlage für’s Eigenheim.

Schon über 10.000 verbaute WändeDie zwei Tonnen Plastikpanels, die es für ein Haus bräuchte, könne man innerhalb einer Woche verbauen, sagt der Jungunternehmer. Hauptabnehmer ist bislang der Staat selbst, aber auch soziale Organisationen ordern die Wände – und verkaufen ein fertiges Haus dann für umgerechnet 250 Euro, schreibt Unreasonable.

Aber auch die Müllhändler freuen sich, denn EcoDomum zahle etwas mehr als die fünf Cent, die bislang für das Kilo Plastikmüll üblich sind. Und das bei Abnahmemengen, mit denen man eigentlich den Preis drücken könnte: Einige hundert Häuser hat das Unternehmen bereits gebaut, in diesem Jahr sollen es deutlich mehr werden.

Und damit dürfte Gonzales auch vor ersten Problemen stehen, denn mit Plastik zu bauen mag in armen Regionen eine gute Idee sein, um Menschen überhaupt ein Dach über dem Kopf zu geben - doch auch von dem Plastikhaus könnten Partikel in die Umwelt gelangen, Schäden lassen sich nicht so einfach ausbessern und auch gesundheitliche Folgen sind denkbar. Bedenken, die Gonzales erst einmal ausräumen muss, bevor er mit seiner Idee expandieren kann.

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