Recycling Nördlinger Firma nutzt Jutesäcke zur Wärmedämmung

Bisher kamen alte Jutesäcke in den Müll. Das Unternehmen Thermo Natur nutzt sie nun als Wärmedämmstoff.

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Leere Kaffee- und Kakaobohnen-Säcke aus Jute landeten bis vor kurzem im Abfall, wurden verbrannt oder kompostiert. Jetzt gibt es eine neue Verwendung für die alten Säcke: Sie sind der Rohstoff für Wärmedämmstoffe.

Entwickelt wurden sie vom Nördlinger Unternehmen Thermo Natur, das sich auf Dämmmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen spezialisiert hat. Bisher nutzte es neue Rohstoffe, etwa Hanf. Die Produktionskapazität für Jute-Dämmstoffe, die einen kleinen Anteil von Hanffasern enthalten, liegt bei mehr als 100.000 Kubikmetern pro Jahr.

Die leeren Jutesäcke, die bei Röstereien in Deutschland anfallen, landen nun zuerst in einer Reißerei. Die dort installierten Maschinen zerfetzen die Säcke ähnlich wie Katzen, die mit ihren Krallen einen Kratzbaum bearbeiten. Die so gewonnenen Fasern werden mit Natriumkarbonat, auch Soda genannt, vermischt. Dieses Salz dient als Brandschutz. Die Fasern der Jutesäcke werden gemeinsam mit einem kleinen Kunststoffanteil in einer sogenannten Krempelanlage zu einem Vlies verarbeitet.

Billiger als andere Öko-DämmstoffeZu den Anbietern des neuen Materials gehört der Online-Baustoffhändler BENZ24 in Neckarbischofsheim zwischen Heidelberg und Heilbronn. Der Quadratmeterpreis liegt bei 15 Euro bei einer Dämmstoffstärke von 180 Millimetern. Damit unterbietet das Unternehmen preislich die meisten anderen Öko-Dämmstoffe. Glas- und Steinwolle sind allerdings erheblich billiger.

Jutedämmmaterial ist gesundheitlich unbedenklich. Es bietet Schimmel keine Möglichkeit, sich einzunisten. Es ist hautfreundlich, löst also keine Reizungen aus wie andere Dämmstoffe.

Und es leistet einen winzigen Beitrag zum Klimaschutz. Das Kohlendioxid, das die einjährigen tropischen Corchorus-Pflanzen, aus denen Jute gewonnen wird, während ihres Wachstums eingelagert haben, wird, wenn die Faser zum Dämmen genutzt wird, für Jahrzehnte der Atmosphäre entzogen. Anbaugebiete sind vor allem in Süd- und Südostasien. Die Weltproduktion an Jutefasern liegt pro Jahr zwischen zwei und drei Millionen Tonnen.

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