Startup Roboter befreit Solarmodule von Wüstenstaub

Mit 14 tüftelte Ridha Azaiz an seinem ersten Roboter, der Solarzellen reinigt. 15 Jahre später haben Scheichs im Nahen Osten Interesse an seinem Prototyp.

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Ridha Azaiz ist 13, als er die Idee hat, die ihn bis heute beschäftigt. Damals experimentierte er mit einem kleinen Solarmodul auf seinem Balkon. Er hatte gelesen, dass der Wirkungsgrad der Technik enorm nachlässt, wenn es verschmutzt. Und tatsächlich – wenn der Balkonkollektor verunreinigt war, leistete er deutlich weniger. Da begann Azaiz, an einem Roboter zu tüfteln, der ihm die Putzarbeit abnimmt.

Mittlerweile hat Azaiz seinen ersten funktionierenden Prototyp gebaut, der Solarkollektoren mit einer Bürste reinigt.

In diesem Jahr wird Azaiz 28, er hat sein Studium zum Maschinenbauingenieur abgeschlossen und experimentiert nicht mehr auf dem Balkon. Nun steht er im weißen Hemd und mit Mikrofon in der Hand auf Startup-Konferenzen, auf Messen überzeugt er Scheichs aus Abu Dhabi von seinem Putzroboter, er gewinnt Preise und erlebt, wie sich Durchhaltevermögen manchmal auszahlt.  Aus der Tüftelei ist sein Unternehmen Solarbrush geworden, mit dem er in Kürze die ersten Roboter vermarkten will.

Schmutz ist bis heute eines der größten Probleme, die Solarkollektoren haben können. Staaten wie Abu Dhabi und Saudi-Arabien haben ehrgeizige Pläne für die Zeit nach dem Öl geschmiedet, in den sonnenreichen Wüstenstaaten entstehen riesige Solarparks. Doch kaum sind die ersten Module installiert, beginnt schon die Putzarbeit. Gerade in der Wüste dauert es nicht lange, bis eine dünne Staubschicht die dort recht flach geneigten Module bedeckt. Dadurch sinkt ihr Wirkungsgrad innerhalb eines Monats um mehr als ein Drittel. Nach Sandstürmen um noch viel mehr.

Lösung gegen Staub dringend gesucht„Von Projektentwicklern und Solarmodul-Herstellern weiß ich, wie dringend sie eine Lösung für diese Staaten brauchen“, sagt Azaiz. Deswegen kann er sich vor Anfragen kaum retten. Noch muss er die potenziellen Kunden und Vertriebspartner aber vertrösten. Sein Roboter funktioniert, doch er ist noch nicht serienreif. „Ich wollte das technische Risiko minimieren, bevor ich den Roboter in Serie produziere“, sagt er.

Dabei ist Azaiz nicht der erste, der Putzroboter für Solarmodule anbietet. Konkurrenzprodukte wie die von Serbot sind aber schwer und putzen mit Wasser und Druckluft. Eine ständige Wasserversorgung ist in der Wüste eher schwierig. Die Solarbrush-Roboter kehren den Staub nur mit einer Bürste auf der Unterseite vor sich her. Damit werden sie nach Angaben von Azaiz deutlich günstiger zu haben sein als Produkte der Konkurrenz: 3000 Dollar soll ein Roboter kosten, bei großen Stückzahlen sogar weniger als 2000.

Azaiz konzentrierte sich von Anfang an auf die Staaten, in denen Sonnenenerige jetzt boomt – und in denen Sandstaub ein großes Problem ist. Die größte Herausforderung für die Roboter sind dabei die extremen Bedingungen: Tagsüber knallt die Sonne mit mehr als 80 Grad, nachts müssen sie zweistellige Minusgrade aushalten. Die sensiblen elektromechanischen Bauteile halten das nicht ohne Weiteres aus. Und bei solchen Temperaturen halten die Akkus der elektronischen Putzhilfen gerade einmal zwei Stunden, bis sie jemand austauschen muss.

Azaiz ist fast am ZielGanz ohne Arbeitskräfte laufen die Roboter deshalb auch nicht. Es muss sie auch jemand umsetzen, weil sie nicht von allein von Panel zu Panel springen können. Azaiz hat aber kalkuliert, dass sich seine Geräte für größere Solarfarmen schon lohnen würden. Laut seiner Rechnung kostet die Reinigung von einem Quadratmeter Solarmodul in einer saudi-arabischen Großanlage einen Dollar-Cent. Die Zahl erreiche er auch schon, wenn seine Roboter einmal pro Monat die gesamte Fläche reinigen sollen.

15 Jahre hat es gedauert, bis die Idee aus seiner Jugend zu einem Geschäftsmodell wurde. Er hörte mehrfach auf zu tüfteln, weil schlaue Leute ihm sagten, man müsse moderne Solaranlagen doch gar nicht reinigen. Dann studierte er länger, um seine Roboter weiterzuentwickeln. Mehrere Rückschläge steckte er ein, weil er als Student keinen Anspruch auf Gründungsförderung vom Wirtschaftsministerium hatte und sich fast alles selbst finanzieren musste.

Mittlerweile hat er etliche Preise gewonnen, die ersten Investoren stehen bereit. Bald wird er die ersten Solarbrushs in Abu Dhabi testen. Ridha Azaiz ist fast am Ziel.

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