Verpackung aus Haselnuss-Schalen Ferrero macht Müll zu Kartons

Bislang verbrannte Ferrero jedes Jahr tonnenweise Haselnussschalen - nun sollen daraus Kartons werden.

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Ein Viertel aller Haselnüsse weltweit kaufen die Italiener von Ferrero und verarbeiten sie zu Süßwaren. Vor allem der Aufstrich Nutella ist beliebt, 180.000 Tonnen stellen die Italiener jedes Jahr her. Haselnüsse haben daran einen Anteil von 23.000 Tonnen. Die Produktion hinterlässt ein Meer von Schalen. Diese werden derzeit zusammen mit den Schalen der Kakaobohnen einfach verbrannt.

Ein ökonomischer und ökologischer Wahnsinn, den Ferrero vor einigen Jahren beenden wollte. Man suchte einen Partner, der diese Produktionsrückstände sinnvoll weiterverarbeiten konnte – oder zumindest eine gute Idee dafür hatte. Dabei kam Ferrero auf die Papiertechnische Stiftung (PTS).

Die PTS, eine Forschungsstiftung mit Sitz in München, schlug vor, die Schalenreste in Kartons einzusetzen. Selbst wenn die Kosten gleich bleiben würden, hätte man immer noch einen schönen Werbeeffekt, dachte sich Ferrero und begann eine zweijährige Forschungskooperation.

Antiallergische Verpackung"Die Ergebnisse waren so vielversprechend, dass Ferrero sich die Umsetzung in einem größeren Maßstab vorstellen konnte“, erklärt Veronika Beil von der PTS. Die Idee sei dabei recht simpel: Die Schalen werden zu kleinen Kugeln gemahlen, zu einer Art Schalen-Mehl.

Dieses wird zusammen mit Holzschliff, also gemahlenem Holz, als sogenannte Mittellage genutzt. Denn während bei Kartons die Außenlagen aus höherwertigem Papier bestehen müssen, damit sie stabil und bedruckbar sind, ist für die mittlere Schicht vor allem das Volumen wichtig.

Normalerweise besteht die Mittellage komplett aus Holzschliff. "Mittlerweile können wir diesen zu 20 Prozent durch die Schalen ersetzen", erklärt Beil. Viele Probleme, die das Material anfangs verursachte, sind mittlerweile gelöst, etwa im Bereich der Abwasserbelastung.

Zudem ist der Karton auch anti-allergisch geworden. Denn die Proteine, die für Haselnussallergien verantwortlich sind, werden während der Produktion zerkocht.

Förderung durch die EUIm Juli soll das Projekt für die PTS abgeschlossen sein, dann kann der dritte Kooperationspartner, das Verpackungsunternehmen Stora Enso, mit der Umsetzung im Industriemaßstab beginnen.

Dass der Karton nicht nur aus Marketing-Sicht nützlich ist, zeichnet sich bereits ab: Das Schalen-Mehl besitzt ein größeres Volumen als Holzschliff, so dass die Kartons bei gleicher Stabilität leichter werden. Und billiger, denn die Produktionsrückstände sind nahezu umsonst.

"Unser Projekt ist auch mit Blick auf die Rohstoffverknappung interessant", erklärt Beil. Denn die Nachfrage aus Asien für Karton steige. Auch deshalb wurde das 1,2-Millionen-Euro-Projekt zur Hälfte von der EU-Industrieförderung finanziert.

Im Gegenzug soll nicht nur Ferrero von der Entwicklung profieren, sondern Papierhersteller in ganz Europa können die Forschungsergebnisse nutzen.

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