Vorbild Natur Forscher erzeugen Wasserstoff im Schnellverfahren

Wasserstoff könnte der Energieträger der Zukunft werden. Wissenschaftler stellten ihn nun erstmals auf natürliche Weise her.

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Es gibt kaum einen Energieträger, der so vielseitig wie Wasserstoff ist: Autos können ihn als Benzinersatz tanken und Kraftwerke verwandeln ihn mit Erdgas vermischt in Wärme und Strom. Lagern lässt er sich in Tanks und unterirdischen Kavernen auch ganz vorzüglich. Das Problem ist bisher allerdings, dass für die  Herstellung von Wasserstoff sehr viel Strom nötig ist.

Doch hier, wie in vielen anderen Dingen, weiß vielleicht die Natur ein Lösung.

Denn tief im Erdinneren entsteht bei dem dort herrschenden hohen Druck sowie Temperaturen von 500 Grad Celsius und mehr ständig Wasserstoff auf ganz natürliche Weise. Jedenfalls dann, wenn es dort Wasser und ein Mineral aus der Gruppe der Olivine gibt. Dass der Wasserstoff als solcher nie an der Erdoberfläche auftaucht, liegt daran, dass er vorher mit Kohlendioxid reagierend zu Methan wird, also zu Erdgas.

Französische Forscher haben die Extrembedingungen in der Erde jetzt erfolgreich in einem Laborversuch nachgestellt. Um den nötigen Druck aufzubauen und die nötige Temperatur zu erreichen, benötigten auch sie allerdings Energie. Auf mittlere Sicht könnten allerdings Windstrom und konzentrierte solare Wärme genutzt werden.

In Olivinen, die auf der Erde in großen Mengen vorkommen, stecken neben dem Basismaterial Siliziumoxid Metalle wie  Blei, Calcium, Cobalt, Eisen, Magnesium, Mangan oder Nickel. Sie entziehen dem Wasser Sauerstoff und verwandeln sich in eine andere Mineraliengruppe, Serpentine genannt. Übrig bleibt der Wasserstoff.

In Lyon gelang der Nachweis, dass der Prozess funktioniert, und zwar bis zu 50 Mal schneller als in der Natur. Von einem Produktionsverfahren ist er allerdings noch weit entfernt. Heute wird Wasserstoff meist aus Erdgas hergestellt. Übrig bleibt Kohlendioxid. Alternativen sind die Elektrolyse und die Wasserspaltung bei einer Temperatur von mehr als 850 Grad. Verfahren, die allerdings große Mengen an Energie verschlingen.

Ob das natürliche Olivinen-Verfahren im großen Stil weniger Energie verbrauchen würden, müssen die Forscher jetzt in einem nächsten Schritt klären.

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