Weltweites Klimaranking Diese deutschen Unternehmen sind vorbildlich

Ob Dax-Größen wie Bayer oder unbekanntere Firmen wie die Indus Holding - ein weltweites Nachhaltigkeitsranking bringt die deutschen Klimaschutz-Spitzenreiter ans Licht.

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Deutsche Unternehmen bemühen sich um eine klimaschonendere Produktion. Es gelingt nicht allen. Quelle: AP

Die globale Wirtschaft rüstet sich für den Abbau von Kohlendioxid (CO2). 85 Prozent der Unternehmen haben Reduktionsziele aufgestellt. Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hinken mit 68 Prozent allerdings noch hinterher.

Immerhin: Neun Millionen Tonnen CO2-Äquivalent konnten die Unternehmen mit ihren Maßnahmen einsparen. Dies geht aus dem größten Klimaranking der Welt hervor, das die Non-Profit-Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) erhoben hat.

2400 börsennotierte Unternehmen - mit 20 deutschen, österreichischen und Schweizer Unternehmen unter den Spitzenreitern - legten dafür ihre Daten offen. CDP ist zwar nur eine gemeinnützige Organisation, arbeitet aber mit 827 institutionellen Investoren mit Vermögenswerten von knapp 100 Milliarden US-Dollar zusammenarbeitet. Das erhöht den Druck auf die Konzerne, ihre Klimadaten offenzulegen.

Kooperativ: Symrise, Hersteller von Aroma- und Duftstoffen, profitiert von seinen transparenten Klimaplänen. Quelle: dpa

Investoren zu verprellen, das kann sich kein Unternehmen leisten. "Investoren achten darauf, Risiken zu reduzieren, indem sie ihre Investments auf eine weniger CO2-intensive Infrastruktur verlagern", sagt CDP-Chef Paul Simpson. "Klimafreundliches Handeln steht deshalb immer deutlicher im Blickpunkt."

Grün mit Bestnote

Manche der hiesigen Top-Unternehmen überraschen nicht, tauchen sie doch häufiger an der Spitze von Nachhaltigkeit-Rankings auf. Etwa der Aroma-Hersteller Symrise oder die Deutsche Telekom. Aber auch Unternehmen aus eher schmutzigen Branchen wie BMW, Daimler, HeidelbergCement, thyssenkrupp und sogar Nestle tauchen unter den Bestbenoteten auf - Unternehmen mit großem Potenzial in puncto Umweltschutz.

Immerhin - sie lassen sich in die Karten schauen. Das macht längst nicht jeder Großkonzern. Die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von US-Starinvestor Warren Buffett, Tech-Riese Facebook und der Versandhändler Amazon ließen CDP abblitzen, in der DACH-Region weigerten sich etwa der Rückversicherer Munich Re sowie der Uhrenhersteller Swatch, Klimadaten offenzulegen.

Keine Vorfahrt für Klimaschutz: Versandriese Amazon hält sich bedeckt. Quelle: dpa

Vor dem Hintergrund der Pariser Klimaziele hat die Senkung des Kohlenstoffausstoßes bei globalen Konzernen zugenommen. "Hunderte Firmen teilten CDP mit, dass sie wesentliche Veränderungen für ihre Geschäfte erwarten, die aus dem Pariser Abkommen resultieren", erklärt Simpson.

Blick auf Stand der Wissenschaft

45 Prozent der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen sich zwar vor, in den kommenden zwei Jahren ihre Ziele mit dem aktuellen Stand der Klimawissenschaft für das Erreichen des 2-Grad-Ziels abzustimmen. Nur zwei Unternehmen haben jedoch bereits so ein Ziel gesetzt. So drohen einige Unternehmen, den Anschluss zu verlieren, so Simpson. Es gebe noch viel Handlungsbedarf, wenn die Erderwärmung unter der kritischen Schwelle von zwei Grad liegen solle, ergänzt Steven Tebbe, CDP-Geschäftsführer Europa.

Ein Kritikpunkt: Über ihre indirekten Emissionen wissen die meisten Unternehmen kaum etwas. Nur 30 Prozent konnten das geforderte Reporting vorlegen. Für Simpson ist die schlechte Datenlage besorgniserregend, da in vielen Branchen Emissionen aus Vorprodukten und der Produktnutzung das Vielfache der direkten Emissionen betragen. "Eine Tonne Kohlendioxid, emittiert in China, schädigt das Klima genauso wie eine Tonne aus Deutschland."

Dramatisch sei auch die Transparenzlage im Finanzsektor. Von 59 angefragten Unternehmen habe nur die Raiffeisen Bank International Zahlen zum CO2-Fußabdruck aus Investments vorgelegt - dafür aber auch die Bestnote kassiert.

Wachstum trotz Klimaschutz

Wichtig ist Simpson und Tebbe, dass sie mit dem Bericht eine Entkoppelung zum Wirtschaftswachstum vom CO2-Ausstoß aufzeigen konnten. Von Lobbyisten wird die schwindende Wirtschaftskraft  und der Verlust von Arbeitsplätzen oft  als Gegenargument verwendet.

Beispiele wie der schwedische Verbrauchsgüter- und Papierhersteller SCA zeigen allerdings, dass sich Wachstum und Umweltschutz nicht ausschließen. Das Unternehmen reduzierte seine Emissionen um 32 Prozent, während es gleichzeitig seinen Umsatz um 19 Prozent erhöhte.

Tebbe: "Investoren müssen in Zukunft überlegen, ob sie noch in Firmen investieren, die den Klimawandel nicht ernst nehmen und sich neu aufstellen." So könnte der Kapitalmarkt Unternehmen zum Umdenken zwischen, denen Umweltschutz und Gesundheit bislang egal waren.

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