Geldanlage Wie nachhaltige Banken funktionieren

Sind Nachhaltigkeitsbanken die moralische Rettung des Bankenwesens? Durchaus. Vorausgesetzt, man beachtet einige wichtige Kriterien.

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Die heutige Mittagskolumne stammt von dem Autor Werner Schwanfelder, der sich in seinem neuen Buch “Wie Sie Profit machen und nebenbei die Welt verbessern. Gewinnbringend und nachhaltig investieren” mit den Möglichkeiten der nachhaltigen Geldanlage auseinandersetzt. Wir veröffentlichen in mehreren Folgen jeweils einen Auszug aus seinem Buch. Die letzte Folge finden Sie hier.

Nachhaltigkeitsbanken sind Banken, die sich ökologischen oder sozialen Zielen verpflichten. Sie legen ihr Geschäftsgebaren offen, damit jeder Geldanleger dies nachprüfen kann. Transparenz wird bei ihnen großgeschrieben.Wir wollen wissen, was »unsere« Bank mit ihren Geldern macht. An wen hat sie mein Geld verliehen? Wir möchten etwas über die Anlagegrundsätze der Bank erfahren. Wir wollen wissen, wer die Bank führt und ob ihre Manager eine ethische Geschäftsauffassung haben. Vielleicht kann man sich sogar eine gewisse Mitsprache vorstellen. Und natürlich wollen wir auch wissen, dass die Bank selbst und ihre Mitarbeiter rücksichtsvoll mit den Ressourcen unseres Planeten umgehen.

Die Nachhaltigkeitsbanken bieten diese Transparenz.

Wie sehen sich die Banken selbst? Die EthikBank wirbt mit dem Slogan »Faire Bank statt Bankaffaire«. Sie weist darauf hin, dass sich das ethische Bankprinzip von anderen Banken in den Anlagekriterien, im Ethik-Kompass, in der Transparenz (gläserne Bank) und in Förderprojekten unterscheidet.

Transparenz entscheidet im Nachhaltigkeitssektor

Ethisch orientierte Banken geben ihre sogenannten Ausschlusskriterien bekannt. Damit werden die Branchen bezeichnet, in die nicht investiert wird. Und sie benennen zusätzlich Positivkriterien, also Branchen, in die mit Vorzug investiert wird. Das könnte heißen: Kein Investment in Militärunternehmen, vorrangiges Investment in Unternehmen, die im Umweltbereich engagiert sind. Wie erfährt man von diesen Kriterien? Einfach auf der Internetseite der Bank nachsehen oder nachfragen.

Banken mit einem solchen Anlagekonzept nennen sich Nachhaltigkeitsbanken. Sie profitieren von diesem neuen Bewusstsein, dem Wunsch nach ethisch-vertretbarem Investieren. Vielleicht gewinnen die Banken, aufgrund dieser Neuausrichtung, wieder ein neues Image. Vielleicht lassen sich das Wohl des Kunden und das der Erde mit dem Wohl der Bank gut verknüpfen.

Nachhaltigkeitsbanken sind eine gute Alternative zu den Geschäftsbanken, aber sie werden diese wohl nicht ablösen. Eher werden die traditionellen Geldhäuser nachhaltiger. Die Nachhaltigkeitsbanken konzentrieren sich vorrangig auf das Zinsdifferenzgeschäft, das heißt auf die entgeltliche Bereitstellung von Konten, auf denen gespart und der Zahlungsverkehr durchgeführt werden kann.

Dieses Geld können die Banken als Kredite Privatpersonen und Kleinbetrieben zur Verfügung stellen, um beispielsweise ein Haus zu bauen oder das Geschäft zu erweitern. Die Sparer, die ihr Geld deponieren, erhalten dafür von der Bank Zinsen, die Kreditnehmer ihrerseits bezahlen Zinsen an die Bank. Für die Kundengelder zahlt die Bank einen niedrigeren Zins, als sie für Kredite verlangt. Mit den Einnahmen aus dieser Zinsdifferenz deckt die Bank ihre Kosten und erzielt einen Gewinn. Manche Nachhaltigkeitsbanken bieten mittlerweile auch Funktionen des Investmentbanking an.

Öko sein schützt nicht vor PleitenNatürlich fällt es kleineren Banken, die hauptsächlich ein Zinsdifferenzgeschäft betreiben, leichter als großen Geschäftsbanken, sich ökologisch und ethisch auszurichten. Aber auch diese Banken unterliegen den Regeln des Marktes, das heißt, auch sie sind nicht vor Pleiten gewappnet.

Ein Beispiel dafür war die noa bank, eine deutsche Privat- und Geschäftskundenbank mit einem ökologischen und ethischen Image. Am 1. Oktober 2010 war es mit der Bank jedoch zu Ende. Beim Amtsgericht Düsseldorf wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Das Unternehmen war einst mit großen Visionen gestartet. Die Bankmanager verweigerten sich allen Spekulationsgeschäften und konzentrierten sich auf das Zinsdifferenzgeschäft, also auf die Vergabe von Krediten. Es sollten ausschließlich »nachhaltig arbeitende« kleine und mittelständische Unternehmen finanziert werden. Das kam bei den Privatkunden gut an.

Die Bank sammelte sehr viel Geld ein, wahrscheinlich zu viel. Es konnten nicht so viele Kredite, wie Einlagen vorhanden waren, ausgegeben werden. Das Hauptproblem war die geringe Eigenkapitaldecke. Angeblich war die Bank nur mit 5,6 Millionen Euro Eigenkapital ausgestattet. Aber letztlich führten zwei Gründe zum Untergang: Das Geschäftsmodell funktionierte nicht, und das Bankmanagement hatte anscheinend zu wenig Bankerfahrung. Die noa bank hatte von den Medien und dem Publikum viele Vorschusslorbeeren erhalten, konnte die Erwartungen aber nicht erfüllen. Auch eine Nachhaltigkeitsbank muss sich an ihrer wirtschaftlichen Performance messen lassen. Nur die Losung Nachhaltigkeit sichert noch nicht den wirtschaftlichen Erfolg. Ein exzellentes Management gehört auch dazu.

Tipp: Wie kann man eine Bank beurteilen? Ein Kriterium wäre: Eine Bank ist umso sicherer je höher ihre Eigenkapitaldecke ist. Diese kann man dem Geschäftsbericht der Bank entnehmen. Genauso wichtig ist die Frage nach welchen Sicherungssystemen das angelegte Geld abgesichert ist. Ist die Bank Mitglied in einem deutschen Einlagensicherungsfonds? (Die noa bank war es nicht.)

In der kommenden Woche werde ich einige der nachhaltigen Banken näher vorstellen.

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