Großes Barmenia-Interview So wird eine Versicherung CO2-neutral

Die Barmenia will CO2-neutral werden - Vorstand Martin Risse und Beirat Dieter Brübach erklären, wie.

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Die Barmenia will ab 2016 CO2-neutral arbeiten. Außerdem hat sie sich strenge Regeln zum Investment gegeben – beides soll den Ruf als besonders verantwortungsbewusster Versicherer zementieren. In einem großen Interview haben Vorstand Martin Risse und Dieter Brübach vom nachhaltigen Unternehmensnetzwerk B.A.U.M. WiWo Green erklärt, wie man CO2-neutral wird und in welche Unternehmen man überhaupt verantwortungsbewusst investieren kann.

Martin Risse arbeitet seit 1980 für die Barmenia und ist im Vorstand unter anderem für den Bereich Kapitalanlagen zuständig.

Dieter Brübach ist Vorstandsmitglied beim Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.), der sich für einen nachhaltigen Wirtschaftsstil einsetzt. Er sitzt dem Nachhaltigkeitsbeirat der Barmenia vor, der der Unternehmensführung – und damit auch Martin Risse - berät und eigene Impulse geben soll, die Versicherung nachhaltig aufzustellen.

WiWo Green: Herr Risse, ich möchte eine CO2-neutrale Versicherung gründen - wie fange ich damit an?

Martin Risse: Das ist einfach. Man muss sich anschauen, wo CO2 ausgestoßen wird. Strom, Heizung und Mobilität sind natürlich große Posten. Darüber hinaus stellt man fest, dass auch der hohe Papierverbrauch einer Versicherung dafür sorgt, dass durch die Produktion CO2 freigesetzt wird. Ebenso bei der Entsorgung. Und ab da wird es nicht mehr so einfach.

WiWo Green: Herr Brübach, am Ende des Tages kann man auch die CO2-Freisetzung bei der Schürfung des Metalls der im Kugelschreiber enthaltenen Feder kompensieren – wie weit haben Sie der Barmenia als Nachhaltigkeitsbeirat geraten, mit der CO2-Neutralität zu gehen?

Dieter Brübach: Entscheidend ist tatsächlich der Kreis, den man da einbezieht. Wo hat man Informationen über die CO2-Bilanz, wo entstehen die meisten CO2-Emissionen und vor allem auch: Was kann man selbst beeinflussen?

Risse: Ein Beispiel: Früher hatten wir hier in unseren Wuppertaler Hauptverwaltungen nur einen Stromzähler. Hat ja auch gereicht: Man konnte den Gesamtverbrauch ablesen und daraus die Kosten errechnen. Wo der Verbrauch konkret stattfindet, war nicht erkennbar. Jetzt haben wir ein Tool, in das wir viele Einzelkomponenten eintragen können. Da können wir beim Strom relativ genau sehen, welche Möglichkeiten wir haben den Verbrauch zu reduzieren. Außerdem betätigen wir uns mittlerweile in weiteren Bereichen. So haben wir beispielsweise einen dreistelligen Millionenbetrag in Solar- und Windparks investiert. Damit produzieren wir sogar mehr Öko-Strom, als wir verbrauchen.

Brübach: Natürlich darf man die CO2-Einsparung durch den produzierten Öko-Strom nicht gegen den CO2-Verbrauch in anderen Bereichen gegenrechnen.

"Lieber keine als kompensierte Emissionen"

Risse

: In anderen Bereichen bleibt uns dann eben nur, CO2 zu vermeiden und das, was sich nicht vermeiden lässt, zu kompensieren. Dazu arbeiten wir mit Myclimate zusammen. Wir haben uns da zwei Projekte zur Klimaschutzförderung angeschaut, die im Rahmen einer Versorgung mit sauberem Trinkwasser in afrikanischen Staaten auch dort den CO2-Ausstoß reduzieren. Etwa durch energieeffiziente Wasserkocher, was dann auch eine soziale Komponente hat.

Brübach: Auch hier muss man genau hinschauen, wenn man am Ende sagen will: „Wir arbeiten CO2-neutral“. Zunächst geht es darum, was man vermeiden kann, was man verringern kann, und erst dann ist Kompensation der nächste Schritt. Also: Lieber keine Emissionen, als kompensierte Emissionen.

Risse: Wir müssen uns noch einigen Herausforderungen stellen: Spätestens die Fahrten der Mitarbeiter sind kaum zu kontrollieren. Hier ist es vermutlich sinnvoller, Anreize zu setzen – dass Mitarbeiter mit der Bahn fahren, Fahrgemeinschaften bilden et cetera. Diese Emissionen irgendwie abzuschätzen und ebenfalls zu kompensieren wird aber unser nächster Schritt sein. Ebenso planen wir unsere Prozesse weiter zu optimieren- - noch papierärmer zu arbeiten ist interessant. Wir haben da zwar schon große Fortschritte gemacht, aber jetzt haben wir beispielsweise eine App, mit der Kunden Rechnungen, Rezepte oder Verordnungen digital einreichen können. Das spart Papier, Porto und einiges an Aufwand – auf beiden Seiten.

Den ersten Teil des Gespräches finden Sie hier.

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Hinweis: Zum Zeitpunkt des Gespräches war die Barmenia Sponsor von WiWo Green.

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