Grüne Banken Das sind die besten nachhaltigen Girokonten

Grüne Banken gewinnen für ihre Geldanlagen massenhaft Kunden. Doch ist es sinnvoll, auch das Girokonto bei ihnen zu führen?

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Bank en-Run einmal anders: Während etablierte Geldhäuser mit Sparprogrammen gegen sinkende Margen kämpfen, florieren bei den grünen Banken die Geschäfte. Allein Marktführer GLS aus Bochum konnte vergangenes Jahr 27 000 neue Kunden gewinnen - ein Plus von 23 Prozent. Auch die Umwelt-, die Ethik- und die Triodos Bank verzeichneten zweistellige Wachstumsraten.

Mit rund 300 000 Kunden sind die nachhaltigen Institute im Vergleich zu Branchenriesen wie der Commerzbank, die elf Millionen Privatkunden hat, zwar immer noch Zwerge. Doch ihr Geschäftsmodell, mit den Ersparnissen der Anleger ausschließlich ökologische und soziale Projekte wie Solarparks, Biobauernhöfe und Pflegeheime zu finanzieren, ist beliebt wie nie.

Mit diesem Trend bahnt sich einer der größten Umbrüche des Bankensektors seit Jahren an. Die grünen Geldhäuser verlassen die Nische der Spezialanbieter für Ökobewegte und Pazifisten und wenden sich der breiten Masse der Sparer zu.

Soll ihr Vorstoß Erfolg haben, dürfen sie allerdings nicht mehr allein als Experten für Ökokredite und grüne Anlageprodukte wahrgenommen werden. Sie müssen sich vielmehr zu echten Hausbanken weiterentwickeln und die ganze Palette alltäglicher Bankgeschäfte anbieten. Nur dann sind sie eine echte Alternative und nicht bloß eine Ergänzung.

Das Aund Oist ein Girokonto, ohne das heute niemand mehr durchs Leben kommt. Dort geht das Gehalt ein, wird die Miete abgebucht und werden elektronisch bezahlte Einkäufe abgerechnet.

Weg von der ZweitbankUm herauszufinden, ob es wirklich schon sinnvoll ist, sein Girokonto bei einer der ethischen Banken zu führen, hat WiWo Green die Angebote der wichtigsten Anbieter verglichen. Die Kriterien waren: Wie gut komme ich per Automat an mein Geld? Wie hoch sind Kontoführungsgebühren und Dispozinsen? Und bieten die Institute auch Firmenkonten an?

Das Ergebnis: Der vollständige Wechsel von einer etablierten zu einer nachhaltigen Bank ist kein Problem mehr. Beim Zugang zu Geldautomaten und dem Umfang der Online-Banking-Angebote besteht praktisch kein Unterschied. Die Alternativ-Banker kassieren zumeist teils deutlich niedrigere Zinsen bei einer Kontoüberziehung.

Am besten schneidet hier die GLS Bank mit 7,5 Prozent ab. Hingegen verlangen sie oft hohe Kontoführungsgebühren und haben bundesweit nur wenige Filialen. Die Tabelle zeigt alle Konditionen im Detail (zum Vergrößern anklicken):

Zu den Instituten, die aufgerüstet haben, zählt die Triodos Bank - laut eigenen Angaben Weltmarktführer bei grünen Geldgeschäften. Die Niederländer sind seit 2010 auf dem deutschen Markt aktiv und haben seit Ende 2012 ein Girokonto im Programm - aus gutem Grund.

Es reiche nicht mehr, sich als "Zweitbank" für nachhaltig orientierte Sparer zu positionieren, sagt Deutschland-Geschäftsführer Georg Schürmann. Viele Kunden wollten sämtliche Konten verlagern. "Sie erwarten deshalb auch von einem ethischen Finanzinstitut das komplette Dienstleistungsangebot."

Grünes Girokonto - Etikettenschwindel?Die gleichen Erfahrungen machen die Manager der Ethikbank, einer Tochter der Volksbank Eisenberg in Thüringen. Sie bieten aus diesem Grund inzwischen neben einem Girokonto auch Baufinanzierungen und Firmenkredite an.

Lediglich die Umweltbank in Nürnberg verweigert sich dem Trend. "Wir sehen uns weiterhin klar als Zweitbank für nachhaltig orientierte Anleger", sagt Unternehmenssprecher Alexander Stark. Girokonten als grün zu bezeichnen hält er für Etikettenschwindel. Schließlich erfüllen sie auch bei den Ökoinstituten vor allem die Funktion, jederzeit über sein Guthaben verfügen zu können. Mit Nachhaltigkeit habe das nichts zu tun, meint Stark.

Unabhängig davon diskutiert die Branche eifrig über weitere Expansionsschritte. Die Eröffnung neuer Filialen hat dabei keine Priorität. Durch den Trend zum Online-Banking verlören diese an Bedeutung, ist Triodos-Bankmanager Schürmann überzeugt.

Wichtig ist den Kunden, so seine Erfahrung, dass sie ihre Bankgeschäfte per Internet bequem und sicher abwickeln können. Und da stehen die Systeme der Alternativ-Banken den etablierten Geldhäusern in nichts nach.

Differenzierter ist das Bild bei der Bargeldversorgung. Kunden der GLS Bank und der Ethikbank können bundesweit kostenlos an 18.600 Automaten Geld abheben - das garantiert kurze Wege.

Kunden der Steyler Bank sind bei 2900 Geräten deutlich weniger flexibel, und Triodos-Kunden müssen für 25 Euro Jahresgebühr die Kreditkarte der Bank haben, um kostenlos Geld abheben zu können.

Billiger in die MiesenKeine der Alternativ-Banken bietet eine kostenlose Kontoführung an. Bei der Ethikbank sind immerhin die ersten zwölf Monate für alle Kunden frei; bei GLS und Steyler Bank brauchen Kunden bis zum Alter von 27 Jahren nicht zu zahlen. Dafür verlangen die grünen Geldhäuser mit 7,5 bis 9,5 deutlich niedrigere Dispozinsen als zum Beispiel die Commerzbank, die Überziehungen mit 11,9 Prozent belastet. Der Marktdurchschnitt liegt laut einer Erhebung der FMH Finanzberatung bei 10,5 Prozent.

Fazit: Wer sein Konto öfter mal überzieht, kommt bei den nachhaltigen Instituten trotz der Kontoführungsgebühr günstiger weg als bei den Platzhirschen.

Absehbar ist, dass sich der Wettbewerb in der Branche weiter verschärft. "Die Banken können in den nächsten Jahren nur auf Kosten der anderen wachsen", schreiben die Experten der Boston Consulting Group (BCG) in einer aktuellen Studie. Sie prognostizieren für 2013 einen Ertragsrückgang im deutschen Privatkundengeschäft um nahezu fünf Prozent auf 56 Milliarden Euro.

Die grünen Institute sind zuversichtlich, sich von diesem Trend abkoppeln zu können. Die Umweltbank in Nürnberg etwa rechnet 2013 erneut "mit guten Wachstumschancen", sagt Sprecher Alexander Stark. Auch Triodos und GLS erwarten, ihr bisheriges Wachstumstempo beibehalten zu können.

Die vielen Negativschlagzeilen der traditionellen Konkurrenz - Zinsmanipulationen, Steuerrazzien oder die stetig wiederkehrenden Falschberatungsvorwürfe - treiben ihnen fast automatisch neue Kunden zu. "Jeder Skandal hilft uns, als Alternative zu den profitorientierten Finanzkonzernen wahrgenommen zu werden", sagt ein grüner Geldmanager vertraulich. Nicht einmal Wechselprämien oder Kampfkonditionen brauchen sie dafür aufzulegen.

Für den Darmstädter Bankenprofessor Dirk Schiereck ist indes klar, dass die Etablierten sich gegen die Entwicklung wehren werden. Anzeichen dafür gibt es bereits: So haben die Sparkassen vielerorts sogenannte Umwelt-Sparbriefe in ihr Portfolio aufgenommen.

Die grünen Banker sehen das gelassen. Nur bei ihnen, so die Botschaft, würden sämtliche Gelder nach ethischen Kriterien angelegt. Und was sind schon 30 oder 40 Euro Gebühren im Jahr, wenn das Gewissen dafür rein bleibt?

Von Daniel Schönwitz

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