Ist die Energiewende zu teuer? Ein Pro und Contra

Bundesumweltminister Altmaier beziffert die Kosten der Energiewende auf eine Billion Euro. Ist das zuviel? Claudia Kemfert und Manuel Frondel antworten.

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Wie viel die Energiewende am Ende kosten wird, ist bisher heftig umstritten. Bundesumweltminister Peter Altmaier hatte vor einiger Zeit die Zahl von einer Billion Euro in die Welt gesetzt, die der grüne Umbau unserer Stromversorgung kosten wird.

Manuel Frondel, Leiter des Bereichs „Umwelt und Ressourcen“ am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), hatte schon im Februar im Interview mit WiWo Green gesagt:

"Wir gehen davon aus, dass es sehr teuer wird, auf 80 Prozent Erneuerbare umzustellen. Ich denke, dass ist auch das Signal, das Peter Altmaier schicken wollte. Die Energiewende kann bis dahin aber auch sehr viel teurer werden."

Frondel geht also davon aus, dass die Energiewende sogar mehr als eine Billion kosten könnte.

Dass die Zahl völlig aus der Luft gegriffen ist, findet dagegen Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance in Berlin. Kemfert gehört zu den prominentesten Vorkämpferinnen der Energiewende.

Frondel und Kemfert haben vor kurzem schon im Handelsblatt über die Energiewende gestritten - jetzt haben sie ihre Argumente noch einmal für den schweizer Blog oekonomenstimme.org aufgeschrieben. Hier sind ihre fünf wichtigsten Argumente in einem Pro und Contra zur Frage: "Ist die Energiewende zu teuer?"

Manuel Frondel: Ja, die Energiewende ist zu teuer1. Ein Hauptgrund für dieses Urteil ist der unkontrollierte und nahezu ungebremste Ausbau der Erneuerbaren, bei dem bislang kaum Wert auf Kosteneffizienz gelegt wurde.

2. Entgegen anderen Beteuerungen bleibt die Förderung der Photovoltaik auch künftig kostspielig, ebenso wie der Ausbau der Windkraft vor deutschen Küsten und die Nutzung von Biomasse.

3. Die Politik wäre gut beraten, nach der Bundestagswahl zumindest die Förderung der teuersten Alternativen schleunigst auszusetzen. Noch besser wäre ein generelles Moratorium für Erneuerbare, wie es von FDP-­Chef Rösler gefordert wird, um in Ruhe ein kosteneffizienteres Fördersystem etablieren zu können.

4. Erst wenn vor allem der Netzausbau wesentlich vorangekommen ist, wäre es an der Zeit, ein aus Kostengründen wünschenswertes Moratorium wieder aufzuheben.

5. Ohne ein Moratorium und einen Wechsel des Fördersystems droht jedoch die Akzeptanz für die Energiewende mit jedem weiteren signifikanten Anstieg der Strompreise zu schwinden.

Claudia Kemfert: Nein, die Energiewende ist nicht zu teuer1. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien werden bisher über 6 Mrd. Euro pro Jahr eingespart, indem weniger fossile Energien gekauft werden müssen.

2. Um die Energiewende erfolgreich umzusetzen, müssen wir pro Jahr Investitionen für den Ausbau erneuerbarer Energien, in die Netzinfrastruktur und für Speicher sowie für die energetische Gebäudesanierung in einer Größenordnung von 31 Mrd. bis 38 Mrd. Euro tätigen.

3. Diese Investitionen führen zu einem erheblichen Nutzen für die Volkswirtschaft, zu Wertschöpfung und Arbeitsplätzen. Anders als die Kosten für fossile Energien, die wir jährlich in erster Linie an ausländische Energielieferanten bezahlen, kommen diese Investitionen in die Energiewende der deutschen Volkswirtschaft zugute.

4. Die Kosten der erneuerbaren Energien sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Insbesondere die Kosten für Solarenergien haben sich in den vergangenen Jahren so stark vermindert, dass diese wie auch die der Windenergie mittlerweile deutlich unter denen der Atomtechnik und der klimafreundlichen Kohletechnologien liegen.

5. Die Kosten der Nicht-­Energiewende sind deutlich höher als die Kosten der Energiewende.

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