Energiesparender Herd Start-up ermöglicht Grillen mit Gartenabfällen

Eigentlich für Entwicklungsländer gedacht, kommt nun ein Herd nach Deutschland, auf dem man mit selbst erzeugtem Biogas grillen kann.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Künftig auch in deutschen Gärten? (Foto: GloW efficiency off-grid GmbH)

Über zweieinhalb Milliarden Menschen weltweit kochen mit Holz, vor allem in Asien, Afrika und Südamerika. Doch nicht nur, dass sich die Menschen mit den Qualm nach und nach vergiften - sie müssen auch Wälder abholzen, um überhaupt an das Holz zu kommen. Drei Jungunternehmer aus Niedersachsen haben dafür eine Alternative entwickelt, einen energiesparenden Herd.

Der Mikroholzvergaser "GloW yaMbao" besteht aus einem Herd und einem speziellen Vergaseraufsatz. Die Vergasung von Biomasse ist dabei kein neues Prinzip - hier treten bei hohen Temperaturen Wasserdampf und Sauerstoff aus, später werden Teile der Biomasse wie etwa die Cellulose zu Gas.

Durch die Kombination der beiden Einheiten entsteht so zum einen brennbares Holzgas, zum anderen Holzkohle. Die Gasflamme im oberen Teil brennt konstant an einer Stelle; so wird eine beständige Wärmezufuhr ermöglicht und beim Kochen geht weniger Energie verloren. Die Flamme erlischt am Ende des Vergasungsprozesses, zurück bleibt im unteren Teil die gebildete Holzkohle. Diese kann entweder - beispielsweise wenn das Essen noch nicht gar ist - zum weiteren Kochen verwendet oder aber abgelöscht und dann verkauft werden.

Eine dritte Möglichkeit ist, die Kohle in den Ackerboden einzubringen, wie es Hobby-Gärtner gerne machen. Terra Preta heißt diese Art des Gärtnerns, und spätestens jetzt dürften sich aufmerksame Leser daran erinnern, dass wir schon im Januar über unseren Leser Rainer Sagawe und seinen Terra-Preta-Spezialofen berichtet haben. "GloW yaMbao" funktioniert nämlich nach dem gleichen Prinzip.

Unser Leser Rainer Sagawe produziert in einem selbstgebauten Ofen Holzkohle, die als "Terra Preta" düngt und CO2 speichert.
von Jonas Gerding

Gute Erfahrung mit Crowdfunding

Finanziert haben die drei Gründer die Pilot- und Prototypenphase ihres Projektes via Crowdfunding. Das war Anfang 2014. Im vergangenen Jahr wurde der Herd in Uganda getestet, mittlerweile sind nach Angaben der Entwickler rund 200 Herde weltweit im Einsatz, unter anderem in Kamerun, Kenia und Nepal.

"Die Nutzer sind begeistert von der hohen Leistung, der nahezu rauchfreien Verbrennung und der Tatsache, dass der Herd Holzkohle produziert, die nach dem Erlöschen der Vergaserflamme im Herd weiter brennt", sagt Sebastian Erdmann, einer der drei Unternehmer.

In Tansania gab es den Grill bereits zu kaufen. (Foto: GloW efficiency off-grid GmbH)

Geht es nach Erdmann und seinen Mitstreitern, soll der "GloW yaMbao" aber nicht nur energiesparendes Kochen ermöglichen. Für die Zukunft seien Finanzierungskonzepte geplant, mit denen die Eigenschaft, dass der Herd Holzkohle produziert, genutzt werden könne.

"Die Holzkohle kann abgelöscht, gesammelt und verkauft werden oder der Abbezahlung des Herdes dienen." Seinen Angaben zufolge bleiben etwa 20 Prozent des eingesetzten Brennholzes als Holzkohle zurück. "Innerhalb weniger Wochen kann so der Herd finanziert werden."

Alternative zur umweltschädlichen Holzkohle

In Deutschland soll der "GloW yaMbao" nun, zusätzlich ausgestattet mit einer gusseisernen Platte zum Auflegen, eine Alternative zu Einweg- und umweltschädlichen Kohle-Grills werden. Denn statt Kohle aus Tropenholz oder ökologisch zweifelhaft hergestellter Holzkohle funktioniert der "GloW yaMbao" auch mit grober, trockener Biomasse wie Holz, Pellets oder Strauchschnitt – also auch mit Gartenabfällen. Weil die eingefüllte Biomasse nicht komplett verbrennt, kann die entstandene Holzkohle zusätzlich als Dünger für den Boden benutzt werden.

Hamburger Forscher haben ein einfaches Verfahren entwickelt, um die Herkunft von Kohle zu erkennen - das dürfte Grillfeste künftig deutlich grüner machen.
von Marius Hasenheit

Mittlerweile sind die Gründer wieder im Crowdfunding - diesmal für den deutschen Markt. gestartet. Bis Montag wollen sie das Geld zusammenhaben. Das finanziert nicht nur den Markteintritt in Deutschland, sondern soll auch den Anschaffungspreis für den Herd in Entwicklungsländern reduzieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%