Ernährungsdebatte Schaden Vegetarier dem Klima mehr als Fleischesser?

Eine US-Studie zeigt, dass Vegetarier dem Klima mehr schaden als Fleischesser. Das deutsche Umweltministerium widerspricht.

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Lecker: Ofenkartoffeln, Bohnen mit Speck, ein Rindersteak und dazu eine große Portion Kohlenstoffdioxid. Denn Lebensmittel haben einen hohen CO2-Fußabdruck. Vor allem Rindfleisch steht wegen der hohen Klimagas-Emissionen, die mit seiner Produktion verbunden sind, in der Kritik. Nur: Sind Fleischesser damit grundsätzlich größere Klimasünder als Vegetarier?

Forscher aus den USA widersprechen dieser These. Die Universität Pennsylvania hat modelliert, was es für Auswirkungen auf die Natur hätte, wenn sich alle US-Bürger vegetarisch oder vegan ernähren würden.

Der CO2-Ausstoß durch die Tiere würde sinken, allerdings sind der Strom- und Wasserverbrauch bei der Produktion von Gemüse (für Menschen) deutlich höher als bei der von Futter (für Tiere). Würden sich alle US-Bürger vegan ernähren, müssten neue Äcker angelegt werden, die Wassermassen schlucken. Die Obst- und Gemüseproduktion müsste vervielfacht werden, da ein Schälchen Salat zum Beispiel nur einen Bruchteil an Kalorien eines Stück Specks liefert. Es bräuchte viel mehr pflanzliche Lebensmittel, um den täglichen Kalorienbedarf zu decken.

Dadurch würde zur Aufbereitung des Obst und Gemüse viel mehr Strom verbraucht als derzeit verfügbar ist, was mehr Kraftwerke benötigt. Und das ist die vegane Variante - denn vegetarische Ernährung besteht auch aus Käse und Milch, die wieder von Rindern kommen. Butter hat laut Öko-Institut die desaströse Bilanz von 22 Kilo CO2 für vier Päckchen - mehr noch als die 13 Kilo CO2 pro Kilo Rindfleisch.

Schwein und Geflügel schneiden in der Bilanz deutlich besser ab. Ein Kilo Schweinefleisch oder Geflügel ist für rund 3,5 Kilogramm Kohlenstoffdioxid verantwortlich. Diese Zahl gibt eine vom Umweltministerium veröffentlichte Studie an.

Vegetarier doch umweltfreundlicherDennoch kommt die deutsche Studie zu dem Schluss, dass Vegetarier und Veganer sich umweltfreundlicher ernähren. Und das nicht nur, weil die konsumierten Mengen an tierischen Produkten geringer sind.

Denn Futtermittel werden oft auch aus Südamerika (z. B. Soja) importiert - der Transport und die Zerstörung des Regenwaldes eingerechnet, sieht die Bilanz deutlich schlechter aus als in der US-Studie angegeben.

Bei frischem Gemüse fallen durchschnittlich nur 153 Gramm CO2 pro Kilogramm an. Das sind über 80 Mal weniger als bei einem Rindersteak und 22 Mal weniger als bei Schwein und Geflügel. Denn das CO2 aus der Gemüseproduktion fällt vor allem beim Transport und nicht in der Produktion an. Und da Gemüse und Obst oft regional eingekauft wird, sind die Wege kurz – exotische Früchte ausgenommen.

Gleiches gilt aber auch für Fleisch: Das Schwein aus der Region hat - idealerweise mit deutschem Futter versorgt - einen deutlich vertretbareren CO2-Fußabdruck als Rindfleisch, Butter oder Sojamilch. Bio-Fleisch schneidet im Vergleich übrigens noch etwas besser ab.

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