Fairafric Neuer Schoko-Anbieter will Lohn für Kakaobauern vervielfachen

Fairafric will die Schokoladenproduktion nach Afrika verlagern - denn verdienen kann man nur mit der Herstellung.

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Verbraucher setzen zunehmend auf regionale Produkte, Bioerzeugnisse oder Fairtrade-Ware – und greifen dafür auch etwas tiefer in die Tasche. Die Hoffnung: Man erhält gesünderes Essen, es entsteht weniger Belastung für die Umwelt und bei den Erzeugern kommt mehr vom Kaufpreis an.

Letzteres sollte vor allem auf Fairtade-Produkte wie Kaffee oder Schokolade zutreffen. Jedoch belegen Studien, dass in Staaten wie der Elfenbeinküste und Ghana, immerhin die weltweit führenden Kakaoproduzenten, nur sechs bis sieben Cent von einer 100-Gramm-Tafel bleiben - den restlichen Gewinn streichen die europäischen Unternehmen ein. Je nach Fairtrade-Konzept kommen noch ein, zwei Cent hinzu.

Ungerecht findet das Hendrik Reimers und bläst mit seinem Start-up "fairafric" zum Gegenangriff: "Meine Vision ist es, die Wertschöpfung in der Schokoladenproduktion von Europa nach Afrika zu verlagern, um damit faire und nachhaltige Arbeitsplätze in Ghana zu schaffen." Fairafric soll europäischen Konsumenten eine Möglichkeit bieten, mit Ihrem Schokoladengenuss einen positiven Beitrag zu leisten.

Von der Bohne bis zur verpackten Tafel - durch die Verlagerung der Produktion in das Herkunftsland des Kakaos steige der Anteil für das Land auf mindestens 50 Cent pro 100 Gramm. Aber natürlich fällt auch mehr Arbeit an, wenn die Schokolade vor Ort hergestellt wird.

 

Reimers, großer Afrika-Fan und Hobby-Chocolatier, suchte in Afrika deshalb zwei Jahre lang nach einer geeigneten Kooperative, welche alle Arbeitsschritte übernehmen konnte. In Ghana fand er sie: "Dort gibt es auch bereits eine Infrastruktur, wo Kakao vor Ort zermahlen wird. Eine Grundkapazität ist also vorhanden, auf die wir zurückgreifen können", sagt er. Eine lokalen Vermahler fand er in Accra. Werkzeugmechaniker für die Maschinen fand er in Ghana ebenfalls.

Die Crowd investiert gerne



Seit Dezember 2015 verfolgt er das Projekt hauptberuflich. Zunächst half sein Umfeld aus, jetzt aber wendet sich Reimers an die Crowd. Und das mit Erfolg: Das Projekt läuft noch einige Tage, aber die angepeilten 15.000 Euro sind bereits deutlich überschritten. Ein gutes Signal: "Zum einem, um gute Argumente in Sachen Vertrieb bei Händlern zu haben und zum anderen, um in Afrika Menschen zu bestärken, ähnliche Projekte umzusetzen."

Da das erste Etappenziel der Finanzierung erreicht ist, stehen nun die nächsten Schritte an. In den kommenden Monaten wird er ein Team aufbauen, das sich hauptberuflich um fairafric kümmert. Derzeit wird gerade die Verpackung finalisiert und alles für den Druck in die Wege geleitet, damit die Produktion in Ghana schnell starten kann.

"Dann stehen wir vor ein paar logistischen Problemen", gibt Reimers zu. Die Schokolade, die mit dem Container nach Europa verschifft wird, muss an die Unterstützer versendet werden. "Das wird interessant, da wir schon Menschen aus über 100 Ländern auf unserer Kickstarterseite hatten." Natürlich braucht es zudem noch einen Online-Shop, über den Schokoladen-Abos verkauft und somit die Produktion in Afrika gesichert werden.

Auf eines legt Reimers besonderen Wert: Die Schokolade soll durch den Geschmack und das Gesamtpaket überzeugen und nicht nur durch den sozialen Aspekt. Trotzdem weiß er: "Es wird eine große Herausforderung, alles möglichst transparent zu machen." Die eigene Website soll anzeigen, welcher Anteil vom Verkaufspreis ins Land fließt und in welcher Form er verwendet wird.

"Vielleicht kann fairafric eine Brücke bauen und eines Tages nicht nur Schokolade verkaufen, sondern auch einen Vertriebskanal für andere Produkte aus Afrika bieten", mutmaßt Reimers. Aber er will nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen: "Ich will jetzt angreifen!"

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