Feinstaub Neuer Filter soll Kamin-Abgase endlich in den Griff bekommen

Ein neuer, selbstreinigender Feinstaub-Filter soll Kamine endlich umweltfreundlicher machen.

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Offene Kamine und Kaminöfen gehören zu den schlimmsten Emittenten von Feinst- und Feinstaub. Ein Drittel aller Emissionen kommen von diesen sogenannten Kleinfeuerungen. Trotzdem dürfen sie ohne Einschränkungen betrieben werden, selbst bei einem Feinstaubalarm, wie er kürzlich wieder einmal in Stuttgart ausgerufen werden musste.

Bei Kaminöfen gibt es allerdings eine Einschränkung: Sie dürfen nur betrieben werden, wenn sie mehr als 60 Jahre alt sind. Jüngere müssten mit Staubfiltern ausgestattet werden, was in der Praxis aber unmöglich ist. Sie würden den Abgasen so viel Widerstand entgegensetzen, dass sie nicht ins Freie entweichen könnten. Die Bewohner würden an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung sterben. Meist müssen diese Kaminöfen gegen jüngere Modelle ausgetauscht werden, die weniger Feinstaub emittieren.

Doch nun scheint das Filterproblem gelöst, zumindest im Labormaßstab. Forscher am Institut für Technische Chemie des Karlsruher Instituts für Technologie haben einen Filter entwickelt, der nahezu jedes Staubteilchen einfängt, dem Rauchgas aber kaum Widerstand entgegensetzt.

Feinstaub haftet an GlasfasernDer Staubfänger besteht aus tausenden haarfeinen Glasfasern, jeweils 50 Zentimeter lang. Diese hängen einfach im Rauchgasstrom. Feine Ruß- und Staubpartikel bleiben auf Grund von Diffusion an der Oberfläche der Fasern hängen. Ein Teilchen gesellt sich zum anderen, sodass die Anlagerungen immer größer werden. Wenn sie ein bestimmtes Gewicht erreicht haben lösen sie sich von den Fasern, die vom Abgasstrom sanft bewegt werden. Sie fallen nach unten in einen Auffangbehälter, der hin und wieder geleert werden muss.

Im Gegensatz zu anderen Abscheidern ist der am KIT entwickelte wartungsfrei, da er sich ständig selbst reinigt. Weil das Abgas durch die senkrecht hängenden Fasern strömt ist der Widerstand so gering, dass keine Gefahr besteht, das Abgas könne nicht ins Freie gelangen. "Existierende Kleinfeuerungsanlagen können mit dem Filter kostengünstig nachgerüstet werden", sagen die Entwickler.

Dazu müsste der Faserfilter mit einem Industriepartner, der noch gesucht wird, aber zur Serienreife entwickelt werden. Dann aber gibt es endlich eine Aussicht darauf, den Kaminofen auch ohne schlechtes Gewissen wieder anzufeuern.

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