Fleisch aus dem Reagenzglas "Das System Tier ist viel effizienter"

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Tauglichkeit für den Massenmarkt ist fragwürdig

Das Bundesernährungsministerium zeigt sich indes skeptisch: „Die Erzeugung von Fleisch im Labor dürfte wohl auf absehbare Zeit - auch wegen der hohen Kosten und des derzeit nicht absehbaren Energieaufwands der Produktion - keine große Verbreitung finden“, teilt eine Sprecherin mit. Es sei daher „nach jetzigem Stand keine praxistaugliche Alternative - auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Akzeptanz“.

In dieselbe Kerbe schlägt der Deutsche Bauernverband (DBV). „Das System Tier ist im Moment noch viel effizienter“, sagte jüngst DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Und hat dabei sicher auch die Interessen der deutschen Landwirte im Blick, die aus logistischen wie finanziellen Gründen kaum den Umstieg auf künstliches Fleisch schaffen dürften.

Zudem ist das Fleischparadies Deutschland selbst ein wichtiger Markt. 53 Prozent der Menschen hierzulande nennen Fleisch als Lieblingsgericht - deutlich mehr als Pasta. Pro Jahr isst der durchschnittliche Deutsche stolze 60 Kilogramm Fleisch - und damit doppelt so viel, wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen.

Noch kritischer als der DBV zeigt sich Greenpeace. „Labor-Fleisch ist im Moment ein großes Versprechen voller ungelöster Probleme und offener Fragen“, betont die Umweltorganisation. Sie sorgt sich um nachhaltige Herstellung, Folgen für Umwelt und Gesundheit seien noch ungeklärt. Letztlich führe die Diskussion ohnehin in eine „fragwürdige Richtung“, so Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann. „Fleischkonsum und -produktion müssen insgesamt sinken und durch pflanzliche und längst verfügbare Alternativen ersetzt werden“, fordert er.

Das wäre also der Weg von Impossible Foods. In den USA verkaufen bereits erste Restaurants den „Unmöglichen Burger“, und im kalifornischen Oakland ist eine Fabrik entstanden, in der monatlich 500 000 Kilogramm der pflanzenbasierten Burger produziert werden sollen. Der erste Schritt zum Massenmarkt.

Und auch Ido Savir, Geschäftsführer des Start-ups Supermeat, gibt sich - naturgemäß - zuversichtlich. Er rechnet damit, in drei Jahren die erste Generation von künstlich erzeugtem Fleisch an Restaurants liefern zu können. „Der nächste Schritt wäre, in weiteren zwei bis fünf Jahren die Produktion auf einen industriellen Maßstab zu vergrößern, um Supermärkte und den Lebensmittelhandel zu versorgen.“

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