Forscher warnt Unhörbarer Ultraschall belastet die Gesundheit

Kopfschmerzen und Tinnitus könnten von unhörbaren Alltagsgeräuschen stammen, sagt ein britischer Forscher.

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Sie sind unhörbar, aber überall: In Bahnhöfen, Schulen und sogar in Bibliotheken und Museen gibt es Schallwellen. Und auch wenn wir sie nicht hören können, bekommen unsere Körper die stetigen Geräusche durchaus mit.

Tim Leighton von der University of Southampton ermittelte, wie wir im Alltag förmlich ununterbrochen den für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbaren Geräuschen ausgesetzt sind. Selbst Lautsprecher, Türöffner und andere Geräte senden diese hohen Frequenzen aus.

Es gibt noch keine belastbaren Beweise dafür, dass diese unserer Gesundheit schaden, aber Leighton kann es sich vorstellen. Er hat Studien aus den vergangenen 40 Jahren zusammengetragen, die sich mit Ultraschall und dessen Auswirkungen auf den menschlichen Körper beschäftigen. Wie Leighton in den "Proceedings A" der britischen Royal Society darlegt, sei es nicht ausgeschlossen, dass intensive Schallwellen der Gesundheit schaden können.

Als Ultraschall gelten Frequenzen von Schallwellen, die oberhalb unserer Hörschwelle von rund 16 Kilohertz liegen. Bisher galt die Devise, "was der Mensch nicht hört, schadet ihm auch nicht". Andererseits ist jedoch nachgewiesen worden, dass Ultraschall gerade bei hohen Intensitäten Ratten zeitweilig unfruchtbar machen kann. Selbst Bäume nutzen Ultraschallwellen. Sie senden sie bei Wassermangel aus, was französische Forscher mit sehr feinen Mikrofonen herausgefunden haben.

Könnten die Menschen es hören, würde das Signal einem schrillen, durchdringenden Pfeifen ähneln. Signale, die in öffentlichen Gebäuden wie Bahnhöfen und Schulen, aber auch in Kinos oder Sportanlagen meist von Lautsprechersystemen ausgesendet werden. Sie treten zwischen Verstärkern und Lautsprecher-Schaltkreisen auf und dienen unter anderem als Empfangsbestätigung. Das Ergebnis der Messungen: An vielen Orten existieren Ultraschalltöne oder -pulse von hoher Intensität. So registrierte Leighton in der großen Halle eines Bahnhofs eine Belastung von 94 Dezibel für Töne um 20 Kilohertz, in einer Schule und in einem Museum immerhin noch zwischen 60 und 80 Dezibel.

Ultraschall könnte Kopfschmerzen oder Tinnitus verursachenNach Ansicht des Forschers könnte diese ununterbrochene Beschallung für gesundheitliche Probleme sorgen. Leighton vermutet, dass die unhörbaren Schallpulse hinter unspezifischen Beschwerden wie Übelkeit, Tinnitus, Kopfschmerzen und Migräne-Attacken oder ein Druckgefühl stecken könnten. "Obwohl solche Symptome im Zusammenhang mit Ultraschall schon seit 40 Jahren berichtet werden, macht ihre unspezifische Natur es schwer, sie einer klinischen Ursache zuzuordnen.“

Zwar gibt es Vorschriften, um starke Ultraschallbelastungen am Arbeitsplatz zu vermeiden. Diese sind jedoch Jahrzehnte alt und beziehen sich meist auf hohe Breitband-Frequenzen – sozusagen ein Ultraschall-Rauschen, wie der Forscher erklärt. Der durch die modernen Geräte erzeugte "akustische Smog" aus schmalbandigen, spitzen Tönen wird bisher nicht berücksichtigt. Auch die Folgen wurden noch nicht näher untersucht. Bei vielen Geräten sei nicht einmal angegeben, welche Intensitäten an Ultraschall sie aussenden würden, kritisiert Leighton. Er rät daher dringend zu weiteren Untersuchungen zur Belastung durch den Ultraschall-Smog und die möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit.

Vor allem durch die moderne Technik hat sich die Zahl der Ultraschall-Quellen stark erhöht: Vor wenigen Jahrzehnten kamen sie nur bei bestimmten Bohrungen, Reinigungsgeräten oder als Nebeneffekt von großem Lärm vor. Heute gibt es kaum ein Entrinnen vor dem Ultraschall-Smog Selbst Computer und drahtlose Ladegeräte können Ultraschall aussenden.

Um herauszufinden, wie stark diese unhörbaren Frequenzen unseren Alltag beherrschen, hat Leighton dies an verschiedenen öffentlichen Orten gemessen. Das Hilfsmittel dafür: ein simples Smartphone oder Tablet. „Viele dieser Geräte besitzen Mikrophone, die auch Frequenzen oberhalb von 20 Kilohertz registrieren können", erklärt der Forscher. "Wenn man eine App benutzt, die Spektrogramme anzeigt, kann man den Ultraschall als Ton oder Puls darin erkennen."

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