Frage der Woche Festplatte oder Cloud - wo speichert es sich grüner?

Digitale Speichermöglichkeiten für Fotos und Musik gibt es viele. Doch welche ist die grünste Variante?

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In unserer Rubrik „Frage der Woche“ gehen wir regelmäßig einer spannenden Frage nach. Heute geht es darum, ob die heimische Festplatte oder eine virtuelle Datenwolke der umweltfreundlichere Speicherplatz für Fotos, Musik und Dokumente ist. Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns an die Adresse green@wiwo.de.

Eine angenehme Sache ist es ja schon: Auf dem Computer die neuesten Termine eingetragen und schon sind sie auf dem Smartphone und Tablet ebenfalls aktuell. Dass der Nutzer von jedem Endgerät stets Zugriff auf die aktuellsten Daten hat macht ein Onlinespeicher, eine sogenannte Cloud möglich.

Statt also die Urlaubsfotos und Lieblings-CDs auf der heimischen Festplatte abzulegen, schickt man die Daten an Onlinedienste wie Livedrive oder Dropbox.

Aber welche der beiden Varianten ist eigentlich umweltfreundlicher? Zieht man die Pressemitteilungen von Großunternehmen wie Google und Amazon heran, entsteht schnell der Eindruck: Deren Datenzentren sind dank ausgeklügelter Technik so energiesparend, dass die heimische Festplatte dagegen ein wahrer Energiefresser ist.

Denn auch wenn die Datenzentren für Kühlung und Betrieb ihrer riesigen Server enorme Energiemengen verschlingen, dürfte der Bedarf auf das Megabyte runter gerechnet recht klein sein. So rühmte sich Facebook kürzlich, dass der Betrieb eines Profils jährlich die Umwelt weniger belaste als eine kurze Autofahrt. Und auch der Nachhaltigkeitschef von Google erklärte im Interview mit WiWo Green, dass die eigenen Datenzentren immer effizienter würden und ihre Energie zunehmend aus nachhaltigen Quellen wie Sonne und Wind bezögen.

Netzwerkfestplatte oder Cloudspeicher?Sprich, wer die Umwelt schonen will, speichert in der Cloud? Ganz so einfach ist es leider nicht, wie die Experten des Freiburger Ökoinsituts herausgefunden haben. Sie kalkulierten, dass ein Onlinespeicher mit fünf Gigabyte Speicherplatz rund 55 pro Jahr Kilogramm CO2 ausstoße.

Dieser hohe Wert rührt daher, dass in die Berechnung nicht nur das Rechenzentrum an sich, sondern auch die Netzinfrastruktur zum hochladen und abrufen der Daten mit einbezogen werden müsse.

Speichert man die selbe Menge an Daten mittels einer Netzwerkfestplatte zu Hause, würde lediglich eine CO2-Belastung von rund 150 Gramm anfallen, sagen die Experten.

Für diese Hochrechnungen erntete das Ökoinstitut aber viel Kritik. Viel zu einfach und ungenau sei die Berechnung, so die Anmerkung einiger Experten. Denn die Annahmen über den Energieverbrauch von Onlinespeichern schwanken je nach Berechnung stark.

Es gibt aber auch noch eine dritte Variante, die Daten zu speichern: Nämlich die einfache externe Festplatte. Sie verbrauchen Energie nur, wenn sie genutzt werden.

Wer beispielsweise Fotos speichern will, schaltet die Festplatte zur Übertragung ein und nutzt sie erst wieder, wenn er die Fotos anschauen will. In der Zwischenzeit bewahrt die Speicherplatte die Daten zwar auf, benötigt dafür jedoch keine Energie. Onlinespeicher halten ihre Daten jedoch immer auf Abruf bereit, was selbstverständlich Energie kostet.

Externe Festplatte ohne Netzteil ist EnergiesiegerWer bei der Festplattenspeicherung besonders energiesparend vorgehen will, sollte auf Platten im kleinen 2,5 Zoll Format zurückgreifen, sagen die Fachleute des Ökoinstituts. Diese verbrauchen rund zwei Drittel weniger Energie als größere Platten mit 3,5 Zoll und sind meist leiser im Betrieb.

Außerdem sollten Sie darauf achten, dass die Platte lediglich über den USB-Anschluss mit Energie versorgt wird und kein externes Netzteil benötigt. Über den USB-Port können nämlich maximal rund 2,5 Watt Leistung übertragen werden - der empfohlene Höchstwert des Ökoinstituts.

Wollen Sie also energieeffizient Daten speichern, kaufen Sie sich eine kleine und leise externe Festplatte. Wollen Sie allerdings auf dem Komfort eine Datennutzung auch außerhalb ihres Computers nicht verzichten, müssen Sie zwischen Netzwerkfestplatte und Onlinespeicher wählen.

Welche der beiden am Ende umweltfreundlicher ist, das variiert je nach Anbieter und Festplattenhersteller stark. Deswegen lohnt es sich, bei der Auswahl des Onlinedienstes auf das Kleingedruckte zu achten und notfalls nachzufragen: Woher bezieht das Datenzentrum seine Energie und was wird für effizientere Stromnutzung getan?

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