In unserer Rubrik „Frage der Woche“ gehen wir regelmäßig einer spannenden Frage nach. Heute geht es darum, wie sich die Strombilanz eines iPhones gegenüber der eines Kühlschranks schlägt. Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns an die Adresse green@wiwo.de.
Die digitale Datenwolke ist dreckig und ein wahrer Umweltsünder. Eines der allerschlimmsten Geräte: das iPhone. Nach Berechnungen von Mark Mills verbraucht das Telefon pro Jahr doppelt so viel Strom wie ein Kühlschrank.
In der Studie „The Cloud Begins with Coal“ rechnet Mills vor, dass ein neuer Kühlschrank in den USA durchschnittlich 350 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht. Das iPhone hingegen habe einen laufenden Verbrauch von ganzen 700 Kilowattstunden. Im Gegensatz zum Kühlschrank rechnet Mills hier aber auch den Energiebedarf für die Herstellung des Geräts mit ein.
„Alles Unsinn“, sagt im Gegenzug der Wissenschaftler Jonathan Koomey vom Steyer-Taylor Center for Energy Policy and Finance. Schon seit längerem bezichtigt er seinen Kontrahenten haarsträubend falscher Technik-Einschätzungen. Seine Gegenthese: Miller hat sich beim Smartphone um das Achtzehnfache verrechnet. In Wahrheit liege die Elektrizitätsbilanz des iPhone bei nur etwas mehr als 2,7 Prozent eines Kühlschranks.
Doch welcher der beiden hat nun Recht? Wir zeigen, was wirklich stimmt.
1. Der durchschnittliche Verbrauch eines KühlschranksAn dieser Stelle hat Mills die Nase vorn. Zwar kann sein Kontrahent auf eine glaubwürdige Statistik verweisen, die den durchschnittlichen Verbrauch US-amerikanischer Kühlschränke pro Jahr auf 574 kWh beziffert. Doch auch diese Zahl ist nicht ganz korrekt. Denn die Rede ist von einem neuen iPhone, also muss auch ein ebenbürtiger Gegner der Kühlgeräte in den Ring steigen. So verbrauchen neue Kühlgeräte der Effizienzklasse A+++ heutzutage meist unter 150 kWh.
2. Durchschnittlicher Verbrauch der Netzwerkenergie für DatentransfersDiese Rechnung ist wichtig, um den zusätzlichen Stromverbrauch für Datentransfers zu errechnen. Hierfür rechnen beide mit einem Durchschnittswert von 2 kWh pro einem Gigabyte heruntergeladenem Material. Während Mills dabei auf fast 300 kWh kommt – sprich dem Doppelten eines effizienten neuen Kühlschranks –, entsprechen die realistischeren Schätzungen Koomeys mit 33 kWh gerade einmal einem Zehntel dessen.
Zum Vergleich: Einer Statistik des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten zufolge lag das durchschnittliche monatliche Datenvolumen eines deutschen Mobilfunknutzers 2012 bei gerade einmal 0,2 GB. Die tatsächliche Zahlen liegen zumindest in Deutschland also weit jenseits beider Schätzungen.