Frage der Woche Wie lange reichen die weltweiten Wasserreserven?

Der Welt geht das Wasser aus - und der Klimawandel verschärft das Problem. Eine Studie zeigt die Folgen.

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In unserer Rubrik „Frage der Woche“ gehen wir regelmäßig einer spannenden Frage nach. Heute geht es darum, wie lange die weltweiten Wasserreserven noch reichen. Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns an die Adresse green@wiwo.de.

Bis 2030 könnte jeder zweite Mensch keinen ausreichenden Zugang zu Wasser haben. Der Bedarf würde die Reserven um 40 Prozent übersteigen. So drastisch hat es Ban Ki Moon, Generalsekretär der Vereinen Nationen, ausgedrückt. Dagegen sind die Zahlen, die das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung jetzt veröffentlicht hat, noch milde.

Die Kernaussage: Bei einem "business-as-usual"-Klimaszenario seien bis zum Ende des Jahrhunderts rund eine Milliarde Menschen mehr von dem Problem betroffen als heute noch (1,3 Milliarden Menschen). "Der Klimawandel würde Verdunstung, Winde und Regenfälle so verändern, dass die bereits heute recht trockenen Gegenden noch trockener werden", sagt Dieter Gerten, Autor der Studie.

Deutlich entschärfen würde sich das Problem, wenn das 2-Grad Ziel der internationalen Gemeinschaft eingehalten würde. Dann würden "nur" eine halbe Milliarde Menschen in die Wasserknappheit rutschen. Das entspricht der europäischen Bevölkerung – die bei einem solchen Szenario jedoch glimpflich davon kommen würden. Zwar herrscht in Ländern wie Spanien und Griechenland bereits heute Wassermangel, doch mit der Wasserarmut in Teilen von Asien, Nord-Afrika und des Nahen Ostens ist das kaum vergleichbar.

Besonders deutlich wird das bei einem Blick auf den durchschnittlichen Wasserverbrauch. Während ein Europäer zwischen 100 und 200 Liter pro Tag verbraucht, sind es in Äthiopien gerade mal 1 bis 2 Liter. In den USA sind es 300 bis 400 und in Australien sogar 1000 Liter pro Tag. Der Wasserbedarf weltweit liegt bei einer Billionen Liter. Damit könnte man sechs Milliarden Badewannen füllen.

Besonders trifft es die ArmenAm meisten Wasser verschlingt die Landwirtschaft mit etwa 70 Prozent und die Industrie mit etwa 22 Prozent. Nur 8 Prozent des Wassers verbrauchen private Haushalte. Eine sehr ungleiche Verteilung, die besonders die Ärmsten trifft. Denn obwohl der größte Teil der Süßwasserreserven für die Nahrungsmittelproduktion anfällt, wächst auch der Hunger in der Welt weiter.

Auf etwa 260 Millionen Hektar Land sorgt künstliche Bewässerung für die Produktion von 40 Prozent unserer Nahrungsmittel. Um einen Kilo Weizen zu produzieren, benötigt man bereits 1500 Liter Wasser. Bei Reis, dem Grundnahrungsmittel für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, benötigt man für die Produktions eines Kilogramms 3000 bis 5000 Liter Wasser.

„Hier geht es nicht um Gänseblümchen, sondern um unsere Lebensgrundlage“, sagt auch Joachim Schellnhuber, Co-Autor und Direktor des Potsdam-Instituts. „Deshalb müssen die Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden, und das bald.“ Ein starker Appell.

Denn nicht nur die Trinkwasserversorgung ist gefährdet. Auch die sanitäre Basisversorgung ist von der Wasserknappheit bedroht. Davon sind bereits heute 2,5 Milliarden Menschen betroffen. Mangelnde Hygiene führt zu Gesundheitsrisiken. Weltweit haben 80 Prozent aller Krankheiten ihren Ursprung in verseuchtem Wasser. In Entwicklungsländern werden noch immer 90 Prozent der Abwässer und 70 Prozent der Industrieabfälle ohne Reinigung in Flüsse und Seen geleitet.

Dem gegenüber stehen geradeinmal drei Milliarden US Dollar, die die Industriestaaten in die Trinkwassergewinnung und sanitäre Versorgung der Entwicklungsländer investieren. Die nötigen Maßnahmen gegen den Klimawandel lassen ohnehin auf sich warten.

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