In Seattle Online-Händler Amazon baut eigene Biosphären

Seattle bekommt ein neues Wahrzeichen. Auf Amazons neuem Stadtcampus entstehen drei Kuppeln aus Glas, in denen rund 300 Pflanzenarten eine neue Arbeitssphäre schaffen sollen.

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Park mit Biosphäre: Hier chillen künftig die Amazon-Mitarbeiter. (Grafik: NBBJ)

Die Idee eines von der Außenwelt unabhängigen Ökosystems war in den 1990er Jahren erstmals in Arizona umgesetzt worden. In dem Projekt mit dem Namen Biosphäre 2, als Referenz zur Biosphäre 1, also natürlicher Umwelt, lebten Forscher vollkommen abgetrennt von der Außenwelt. Die Nachbildung sollte Erkenntnisse zu menschlichem Leben in künstlich geschaffenem Raum erlauben, und war auch vor dem Hintergrund zukünftiger Kolonien auf anderen Planeten entstanden. Ein voller Erfolg war das Projekt allerdings nicht.

Amazon verfolgt bislang zwar nicht die Auswanderung ins All, gemeinsam ist den Ansätzen jedoch die Schaffung eines von der Umgebung separierten Lebensraumes. Auf dem neuen Campus des Unternehmens entsteht in drei miteinander verbundenen Glaskugeln auf mehr als 6.000 Quadratmetern ein künstliches Mikroklima aus Pflanzen aus aller Welt. Um dabei kein feuchtheißes Gewächshaus zu bauen, nutzt das Konzept vor allem Pflanzen aus Bergregionen.

Amazon will damit weit mehr schaffen als einen Stadtpark für Erholung oder Freizeitstunden. Räume für Meetings, die an Vogelnester erinnern, Büros und Lounges sollen die Belegschaft des Konzerns während der Arbeit inspirieren.

Nachhaltiger PR-Coup

Die Bauten dürften aus Sicht von Amazon in mehrfacher Hinsicht interessant sein. Einerseits können die Kugeln zu einer Verbesserung der Marke in Bezug auf deren Sensibilität für die Umwelt beitragen. Weiterhin betont das Unternehmen beim Bau des neun Campus seine Absicht, einen Beitrag zu nachhaltiger Stadtgestaltung zu leisten. Amazon als großer Nachbar kann damit nicht nur Sympathiepunkte in Seattle sammeln, sondern dürfte auch seine Attraktivität für Nachwuchskräfte erhöhen.

Handelsriese Amazon baut eigenes Ökosystem
Blick ins Grüne: Die Biosphäre ist vor allem mit Pflanzen bestückt, die in Bergregionen wachsen. So soll das Klima in den Glaskugeln angenehm bleiben. (Grafik: NBBJ)
Der Entwurf der Architekten von NBBJ passt sich gut ins Stadtbild ein. (Grafik: NBBJ)
Amazon will seinen Mitarbeitern nicht nur einen grünen Rückzugsraum in der Innenstadt bieten, auch für den guten Ruf ist so eine Biosphäre förderlich. (Grafik: NBBJ)
Noch bis 2018 wird gebaut und gepflanzt - dann sollen sich die Schleusen öffnen. Die Biosphären werden Teil des riesigen Amazon-Firmengeländes. (Foto: NBBJ)

Diese Strategie verfolgen auch andere Konzerne wie Apple, in dessen neuer Zentrale ein begrünter Innenhof und Fassaden aus Glas mehr Nähe der Mitarbeiter zur Natur erlauben sollen. Allerdings liegt Amazons Campus deutlich zentraler, entsprechend gibt es keine raumgreifenden Konzepte für Freizeitgestaltung oder Einkaufsmöglichkeiten wie bei der Konkurrenz.

Mit circa drei Millionen Quadratmetern Bürofläche kann Amazon in Zukunft wohl 50.000 Menschen in Seattle beschäftigen. Das Unternehmen verfügt damit laut Bloomberg über rund 15 Prozent der gesamten Bürofläche der Stadt, und hat damit nicht unerheblichen Einfluss auf Verkehrsaufkommen und Mietpreise. Gleichzeitig bietet die Präsenz großer Firmen in den Innenstädten auch Chancen zur wirtschaftlichen Belebung dieser Gebiete. Ausschlaggebend ist damit auch die Gestaltung und Integration in ein nachhaltiges Konzept der Stadtplanung.

Die Eröffnung der Biosphäre-Kugeln ist für das Jahr 2018 geplant. Besichtigungen des Campusgeländes sind allerdings schon heute möglich.

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