Landwirtschaft Wenn Rinder Algen fressen

Bei der Herstellung von Biokraftstoff aus Algen entsteht ein Nebenprodukt, das die Rindfleischproduktion umweltfreundlicher machen kann.

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Für die Rettung der Umwelt macht man ja einiges. Morgens mit dem Fahrrad statt dem Auto zur Arbeit, die Solarpanels auf dem Dach. Aber auf Fleisch zum Abendessen verzichten? Soweit wollen viele dann doch nicht gehen.

Dabei ist besonders Rindfleisch ganz weit oben mit dabei, wenn es um umweltschädliche Lebensmittel geht. Über 15.000 Liter Wasser braucht man, um ein Kilo Rindfleisch zu produzieren. Außerdem schätzt der WWF, dass man für die Menge zwischen 27 und 49 Quadratmeter an Fläche benötigt. Und auch wenn es um den CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln geht, schneidet Rindfleisch nicht gut ab. Für ein Kilogramm Rindfleisch aus konventioneller Produktion entstehen über 13 Kilogramm CO2-Äquivalent. 45 Prozent davon gehen auf das Konto des Futters für die Tiere.

Diese Zahlen signifikant zu reduzieren ist schwer, aber eine kleine Hilfe könnte von unerwarteter Seite kommen: von Algen.

Nahrhaftes NebenproduktNun leben Rinder in der Regel nicht unter Wasser. Allerdings muss man auch nicht mehr ins Meer, um auf Algen zu treffen. Denn mittlerweile werden sie häufig zur Produktion von Biokraftstoffen gezüchtet. Ein Nebenprodukt, das dabei entsteht, ist das "Post-extraction algal residue" (PEAR). Das kann auf Grund seines hohen Proteingehalts und Lipidresten ein wertvoller Nahrungszusatz für Rinder sein.

"Eine Sache, die Rinder so besonders macht ist, dass sie zu unseren größten Recyclern gehören", sagt Jason Smith, Professor am Landwirtschaftsinstitut der Universität Tennessee. "Sie nehmen ein Produkt, das sonst als Abfall behandelt würde, und wandeln es in eins um, das wertvoll und gesund ist." Vor den Algen haben sie das schon mit Nebenprodukten gemacht, die bei der Herstellung von Ethanol aus Getreide anfallen.

Algen wachsen in ansonsten unwirtschaftlichen GebietenDer große Vorteil von Algen ist, dass man sie in Bereichen züchten kann, die sonst für die Landwirtschaft nutzlos wären, beispielsweise in Brackwasser. So belegen sie kein Land, das für die Nahrungsmittelproduktion für Menschen genutzt werden kann. Außerdem benötigen sie weder zusätzliches Wasser noch Düngemittel und haben einen geringeren CO2-Fußabdruck.

Tryon Wickersham, Professor an der Texas A&M University, hat das Thema schon 2012 in einer Studie untersucht. "Als Wissenschaftler war es aufregend, weil es eine neue Sache war. Und bei Futterzutaten gibt es wenige neue Sachen", sagt er. "Zwar verändert sich die Ernährung der Tiere, aber sie war immer auf Korn basiert."

Nur ein Teil des SpeiseplansEr hat auch untersucht, ob die Rinder PEAR überhaupt vertragen, da es sehr salzig ist. Aber Rinder sind da nicht so pingelig. "Es hat ähnlich gut funktioniert wie Baumwollsamen-Öl, das wir ihnen bisher immer als Protein-Zusatz geben." Allerdings wird PEAR nicht die komplette Ernährung der Rinder ausmachen können. Es hat zu wenig Ballaststoffe, dafür aber einen sehr hohen Fett- und Schwefelgehalt.

Eine weiteren Vorteil, über den sich vor allem die Feinschmecker freuen werden, hat PEAR übrigens auch. Die Untersuchungen von Wickersham und seinem Team haben ergeben, dass das Nebenprodukt die Fleischqualität tatsächlich verbessert. Das Steak wird also mindestens genauso gut schmecken.

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