Naturkatastrophen Unglücks-Datenbank zählt Todesfälle und Billionenkosten

Naturkatastrophen können dramatische Folgen haben - eine Datenbank sammelt nun entsprechende Fakten.

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Naturkatastrophen haben das Leben der Menschheit oft bestimmt, zumindest immer schon beeinflusst. Von der biblischen Flut hin zu den Unwettern der Gegenwart, die wir zum Glück besser im Griff haben. Dennoch: Seit dem Jahr 1900 gab es acht Millionen Tote durch Umweltkatastrophen.

Der Geophysiker James Daniell vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat diese erschreckenden Daten mit Hilfe der von ihm entwickelten Datenbank CatDat ermittelt. In diese Datenbank flossen die Daten von mehr als 35.000 Katastrophen weltweit ein.

Mit seiner Datenbank kann er auch die Sachschäden zumindest näherungsweise bestimmten, sie liegen bei sieben Billionen US-Dollar (in Preisen von heute). Als besonders teuer stellt sich dabei Wasser heraus: Sturmfluten und Überflutungen alleine machen ein Drittel der Schäden aus. Allerdings mit sinkender Tendenz.

Denn die Schutzmaßnahmen vor allem in den Industrieländern, also Ausbau der Deichsysteme und deren - nicht immer unumstrittenen - Erhöhungen zahlten sich demnach aus. Seit 1960 haben die besonders schweren Schäden durch Überflutungen nachgelassen. Erdbeben verursachten weitere 26 Prozent der Schäden, Stürme 19 Prozent. Die besonders spektakulären Vulkanausbrüche lediglich ein Prozent.

"In den vergangenen hundert Jahren haben die wirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen pro Jahr - absolut gesehen - zugenommen", sagt Daniell, der am KIT sowohl am Geophysikalischen Institut als auch am Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM) forscht, also ein ausgesprochener Experte in Sachen Katastrophenschutz ist.

Deutliche Zunahme an NaturkatastrophenInsgesamt gab es eine deutliche Zunahme an Katastrophen, vor allem seit 1970. Abhängig vom Preisindex, über den man die Schäden anpasst, ergibt sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine weltweite Naturkatastrophen-Schadensbilanz zwischen 6,5 und 14 Billionen US-Dollar. Aber Daniell sagt: "Oft ist es unmöglich, eine genauere Zahl für ein Ereignis zu erhalten, da Schäden sehr schwierig zu schätzen sind. Auch Todeszahlen werden zunächst häufig überschätzt, zum Beispiel beim Erdbeben in Haiti 2010, oder unterschätzt, wie beim Beben in Usbekistan 1966."

Das schlimmste Katastrophenjahr war 2011 mit Erdbeben in Neuseeland und Japan – hier gefolgt von einem Tsunami, der die Reaktorkatastrophe von Fukushima auslöste. Allein in Japan lag die Schadenshöhe bei 335 Milliarden Dollar, so Daniell. Mit jeweils mehr als 100.000 Toten gehören der Tsunami 2004 im Indischen Ozean (230.000) und der Zyklon Nargis 2008 (140.000) in Myanmar zu den schwersten Katastrophen der jüngeren Vergangenheit.

Das Ereignis mit den bislang meisten Todesopfern bleibt aber das Hochwasser 1931 in China mit mindestens 2,5 Millionen Toten. Die dramatischen Überschwemmungen vor allem des Gelben Flusses durch eine Mischung aus eis-reichen, kalten Wintern, Dürren und baulichen Mängeln in den 30er-Jahren dürften einen Teil dazu beigetragen haben, dass der Hochwasserschutz weltweit ernster genommen wurde.

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