Neues Recycling-Verfahren Forscher zerlegen Verpackungen in der Mikrowelle

Mischverpackungen aus Plastik und Aluminium sind bisher kaum wiederzuverwerten. Das ändert sich gerade.

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Jährlich fallen in Deutschland 4000 Tonnen Müll allein durch Kaffeekapseln an. Die Kleinstverpackungen bestehen zum größten Teil aus Plastik und Aluminium, einer Mischung, die schwer zu recyceln ist.

Doch nun haben Ingenieure des britischen Unternehmens Enval, eine Ausgründung der Universität Cambridge, ein Verfahren kommerzialisiert, um die Materialien, die zum Beispiel auch in Zahnpasta-Tuben oder Trinkpacks verarbeitet sind, effektiv wiederzuverwerten. Mittels Pyrolyse haben sie es geschafft, die einzelnen Bestandteile der Verpackungen voneinander zu trennen.

Die Pyrolyse beschreibt eine starke Erhitzung und Zersetzung eines Stoffes unter Ausschluss von Sauerstoff (also keine Verbrennung), die auch durch Mikrowellen ausgelöst werden kann. Die ersten Gehversuche machte das Verfahren von Enval dementsprechend in einem normalen Haushaltsgerät.

Pyrolyse in der KüchenmikrowelleHierzu gaben die Entwickler zusätzlich zu den geschredderten Verpackungen eine entsprechende Menge Kohlenstoffpartikel in eine Küchenmikrowelle und ersetzten die Luft in dem Gerät mit Stickstoff. Beim anschließenden Erhitzen auf 600 Grad Celsius geschieht dann folgendes:

Da die Kohlenstoffpartikel die Mikrowellen außerordentlich gut absorbieren, können sie eine große Menge Wärmeenergie an angrenzende Materialien abgeben. Handelt es sich dabei um organische Verbindungen, wie eben auch Plastik im Urspung eine ist (Erdöl), zerfällt diese in kleinere Ascheteile. Genau das geschieht mit dem Kunststoff in den Mischverpackungen.

Dieses Video erklärt das Verfahren:

Lebensmittelkonzerne finanzierten neue AnlageWährend das Plastik zerfällt, bleibt reines Aluminium zurück. Des Weiteren entstehen Gase und Öl. In einer handelsüblichen Mikrowelle dauert der Vorgang lediglich zwei Minuten.

Mittlerweile setzen die Entwickler das Verfahren jedoch in einer anderen Größenordnung um. Mit der Förderung durch die Großkonzerne Nestlé und Mondelez International (früher Kraft Foods) entstand ab 2011 eine kommerzielle Anlage, die rund 2000 Tonnen Müll jährlich verarbeitet. Das Aluminium wird in neuen Produkten eingesetzt und die entstehenden Gase dienen als Treibstoff für das Verfahren.

Nun haben erste Recyclingunternehmen in Großbritannien das Verfahren lizensiert, um es einzusetzen. Die schicken Verpackungen, die sie nicht verwerten können, bisher in die Verbrennungsanlagen oder auf die Deponie. Rund 16.000 Tonnen Aluminium pro Jahr könnten mit dem Verfahren in Großbritannien aus Verpackungen zurückgewonnen werden, hoffen die Entwickler.

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Einen ausführlichen Bericht zum Thema Recycling in Deutschland lesen Sie an dieser Stelle.

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