Nützlinge und Chemie-Alternativen Internetportal erklärt umweltfreundliches Gärtnern

Mit einem neuen Angebot will das Umweltbundesamt den Chemie-Einsatz in Gärten reduzieren, ohne dass sich Gärtner großen Aufwand machen müssen.

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Wer die richtigen Tipps beachtet, braucht beim Gärtnern keinen großen Aufwand betreiben. Quelle: dpa

In der Erntezeit fallen dem Gärtner seine Feinde besonders deutlich auf: Schnecken, Pflanzenkrankheiten und Unkraut. Doch wie kann die Ernte geschützt werden, ohne zur Chemiekeule zu greifen? Hilfestellung bietet da ein neues Internetportal des Umweltbundesamtes zu Pflanzenschutz im Hobbygarten.

Mehr als 20 Themenseiten erklären dem Hobbygärtner Symptome von Pflanzenkrankheiten und geben Tipps zur Identifizierung von Nützlingen und Schädlingen im Garten. Dabei erinnert das Umweltbundesamt immer wieder daran: Es braucht nicht nur ein solides Wissen über die Pflanzen und Tiere des Nutzgartens, sondern auch eine entspannte Grundhaltung, um den Spaß am Gärtnern nicht zu verlieren. Ein allzu aufgeräumter Garten und Perfektionismus kann dabei sogar negative Folgen haben – beispielsweise wenn Nützlinge, wie der Igel, keinen Schutzraum finden und folglich dem Garten fern bleiben.

Neben dem Igel, der immerhin die Schnecken vertilgt, sind auch Vögel gern gesehene Besucher im Garten, da bei ihnen Raupen ganz oben auf der Speisekarte stehen. Marienkäfer, Schwebfliegen, Florfliegen und Raubwanzen wiederum sind bei den Blattläusen gefürchtet. Gerade diese Insekten brauchen statt Koniferen, Kieswegen oder perfektem Rasen lieber ein paar Totholz- oder Blätterhaufen, um im Garten heimisch zu werden.

Nützlingsfreundliche Gartengestaltung.

Für die meisten Deutschen ohnehin kein Problem: Einer aktuellen Umfrage der Apotheken-Umschau zufolge, will fast jeder Zweite seinen Garten ohnehin "urwüchsig" halten. Immerhin 38 Prozent stehen allerdings auf ordentliches Grün - die meisten davon wollen wiederum aber einen pflegeleichten Garten haben, und da ist der Wildwuchs nun wieder im Vorteil.

Denn ein Insektenhotel, Hecken, eine Trockenmauer oder gar ein Teich wären für viele Nützlinge sogar eine Art Villenviertel, der sicher zum Zuzug bewegt. Die Nützlinge sind derart effektiv in der Schädlingsbekämpfung, dass immer mehr Betreiber von Gewächshäusern gezielt Schlupfwespen gegen Weiße Fliegen, Nematoden gegen Maulwurfsgrillen, oder das Bakterium Bacillus thuringiensis gegen den Buchsbaumzünsler aussetzen - und so auf Chemie verzichten können

Chemie in den Gärten macht sich bemerkbar

"Die Wirkstoffmengen in einem einzigen Garten mögen gering sein, aber in der Umwelt summieren sich die Einträge aus ca. 21 Millionen Haus- und Kleingärten. Allein im Jahr 2014 wurden insgesamt 4,9 Tonnen Pflanzenschutzmittel an nichtberufliche Anwender abgegeben", so die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger.

Doch nicht nur die Menge der Unkrautvernichtungsmittel, sondern auch der Ort der Anwendung ist entscheidend. Wird das Gift auf Auffahrten, Wegen oder Terrassen versprüht, gelangt es besonders leicht in das Grundwasser. Doch gerade dort wenden viele Hausbesitzer die Gifte an, um die schwer zu entfernenden Gräser zwischen Pflastersteinen zu vernichten.

Der pflegeleichte Garten mit Iris, Akelei und Jofela-Pflaume

Auf dem Internetportal gibt es auch Informationen dazu, welche Pflanzensorten besonders robust sind und von vielen Schädlingen gemieden werden. Die Ringelblume, Bartnelke, Iris und Akelei beispielsweise sind nicht nur attraktive Blühpflanzen, sondern werden zudem von Schnecken gemieden. Wer gerne Tomaten anbaut, jedoch von der Kraut- und Braunfäule, sowie Mehltau genug hat, kann auf die Stabtomate 'Phantasia' zurückgreifen. Die Pflaumensorten 'Jojo' und 'Jofela' wiederum sind widerstandsfähig gegen das häufig auftretende Scharka-Virus.

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