Papier am Fuß Statt Hausschuhen gibt es jetzt recycelbare Pappschlappen

Hausschuhe aus Pappe, Hotelslipper aus Zellulose - erste Hersteller bieten Ökoschlappen an. Hotels sind skeptisch.

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Irgendwann wurde es Marcel Dunger zu ekelig. Er konnte die uralten, ausgelatschten Filzpantoffeln seines Schwagers einfach nicht mehr sehen. Der Produktdesigner  entschied sich aber gegen den Familienzwist – und entwarf stattdessen Schlapp Alla Papp, einen Hausschuh aus Wellpappe.

„Der Schuh besteht zu 80 bis 90 Prozent aus Altpapier und ist recyclebar“, erklärt Dunger, der seit der Erfindung im letzten Jahr nach eigenen Angaben bereits 1000 Stück absetzen konnte. In einer Stanzerei lässt er die Schlappen in zwei Größen herstellen.

Die Kunden drücken den Schuh aus der Pappe und falten ihn selbst zusammen. Mittlerweile kann man ihn nicht nur übers Internet, sondern auch in Geschäften in Berlin, Düsseldorf, Hof und Salzburg kaufen. Für Unternehmen bietet Dunger auch bedruckte Modelle an. Die Frankfurter Abfallentsorgungsgesellschaft verteilte welche bei ihrem Sommerfest.

Nichts für den NassbereichGeplant hat der Produktdesigner die Schlappen aber hauptsächlich als Hausschuhe für Gäste. "Im Nassbereich sollte man sie aber nicht unbedingt verwenden.", sagt er.

Damit scheidet der prominenteste Verbraucher von Slippern als Kunde aus: Hotels. Und die hätten eine ökologische Alternative auch dringend nötig.

Vier-Sterne-Häuser müssen Hausschuhe für die Gäste vorrätig haben und auf Wunsch ausgeben, in Fünf-Sterne-Hotels ist es Pflicht, dass sie für jeden Gast auf dem Zimmer bereitliegen. Wie viele der Schlappen aber tatsächlich verbraucht werden, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln.

3000 bis 5000 Paar, schätzt Salvatore Serrenti, benötigt ein Hotel mit 50 Zimmern pro Jahr. Sein Unternehmen SerrentiS, das Hotelbedarf vertreibt, hat eine Eco Line für Slipper aus Jute im Angebot. "Das ist aber bei Hotels noch nicht so ein Thema", erklärt er. Zwar wurden bei Einführung viele Muster angefragt. Gekauft haben dann aber eher kleinere Häuser und Familienhotels. Den Großen, sagt er, seien die Slipper wegen des gröberen Materials einfach nicht schön genug gewesen.

Die Jute-Linie hat er deshalb und wegen Preissteigerungen erst mal stillgelegt. Im Eco-Sortiment finden sich noch Schuhe aus Papierzellulose oder aus grober Baumwolle mit einer Kartoneinlage als Sohle. "Die sind aber nicht am Pool oder Strand einsetzbar.", erklärt Serrenti.

Für die Hotelbranche fehlt der ganz große Wurf also noch. Zumal viele Häuser Wert darauf legen, ihr Emblem auf den Slippern zu sehen. Außer bei den Jute-Slippern kann Serrenti aber nicht umweltfreundlich drucken lassen. Die Probleme hat Marcel Dunger nicht: Für die Papp-Schlappen werden Wasserfarben verwendet. Und seine Gäste dürfen ihre Hausschuhe selbst bemalen. Ob deren Recycling am Ende umweltfreundlicher ist als die Herstellung von Opas Filzpantoffeln sei dahingestellt.

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