Selbst gebaut, selbst versorgt Das Öko-Haus "Earthship" landet

Wasserkreislauf, Solarenergie und Biomaterialien: Das "Earthship" könnte ein Prototyp für Gebäude der Zukunft werden.

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Ein ungewöhnliches Gebäude, das Earthship, soll bald bei Crailsheim „landen“. Die Organisation Earthship Biotecture will das Passivhaus aus recycelten oder natürlichen Materialien bauen und dabei möglichst unabhängig von Strom-, Gas- und Wassernetz bleiben.

„Stellt euch ein Haus vor, das sich selbst beheizt, sein Wasser liefert, Essen produziert", wirbt Gründer Michael Reynolds für das Gebäude. "Es braucht keine teure Technologie, recycelt seinen eigenen Abfall, hat seine eigenen Energiequellen. Es kann überall und von jedem gebaut werden, aus Dingen, die unsere Gesellschaft wegwirft.“

Das Earthship Tempelhof auf dem Grund der Stiftung Schloss Tempelhof bei Crailsheim wird das erste Earthship in Deutschland. Mit eigener Solaranlage, einem Regenwasserkollektor und Thermalmasse als Baumaterial, die Wärme speichern soll. Batterien sorgen auch nachts für Strom. Ein Grauwassernetz versorgt ein eigenes Gewächshaus.

Das Haus soll aber auch „soziale und ökologische Skulptur und Experimentierraum“ werden. Dafür wollen die 28 künftigen Bewohner sorgen. So wird es beispielsweise Workshops geben - beginnend mit dem Bau selbst, bei dem jeder mithelfen kann. Denn die Organisatoren haben sich zum Ziel gesetzt alles mit eigenen Händen zu errichten.

Das Zentrum des Earthships soll ein Gemeinschaftsraum aus lehmverputzten Altreifenwänden sein, während Jurten und Bauwagen persönliche Rückzugsorte für die Bewohner bieten sollen.

Bei der Umsetzung hilft der Architekt Ralf Müller vom Lehrstuhl für Bauphysik der Uni Stuttgart in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut. Man wolle mit ökologischen Bauweisen experimentieren, so die Organisatoren - die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen beim Bau der nächsten Earthships helfen. Und werden deshalb unter Creative-Commons-License veröffentlicht.

Über 600 dieser Häuser wurden bereits weltweit gebaut – viele von ihnen in den USA, aber auch im globalen Süden finden sich Häuser nach dem Earthship-Prinzip. In Deutschland ist das Earthship Tempelhof das Erste seiner Art.

Bisher scheiterte das Konzept an den hiesigen baurechtlichen Vorschriften. Gerade die Nutzung von Altreifen für die Konstruktion der Hauswände stieß auf Barrieren bezüglich Brandschutz und gesundheitlicher Vorschriften. Auch deshalb waren Frisch- und Abwasseranschlüsse eine Voraussetzung. Das macht das Haus natürlich nicht mehr ganz autark - aber sonst hätte es keine Baugenehmigung gegeben. Diese haben die Behörden aber mittlerweile erteilt.

Die Kosten des Earthship Tempelhof belaufen sich auf 298.500 Euro – wesentlich mehr Geld, als man es bei den verwendeten Materialien erwarten würde. Das Team listet die Kosten auf ihrer Homepage auf, inbegriffen sind etwa auch die Planungskosten und der Innenausbau. 203.000 Euro konnten die Organisatoren bereits zusammentragen – größtenteils durch Genossenschaftsanteile.

Für die restlichen 95.500 Euro starteten sie einen Spendenaufruf – ein Teil der Summe kam bereits zusammen. Auch Materialspenden, wie Altreifen und Glasflaschen nehmen die baldigen Bewohner des Earthships gerne an.

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