A7 Initiative will 1200 Windräder entlang der Autobahn bauen

Zahlreiche Bürger wehren sich gegen Windräder in der Nähe ihrer Gemeinden. Eine Initiative will dieses Problem nun lösen: mit einem Energiekorridor.

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Bisher ist die Autobahn 7 nur ein riesiger Korridor der Mobilität in Niedersachsen. Gemeinsam mit der Nord-Süd-Bahnstrecke findet hier ein Großteil des Personen- und Güterverkehrs zwischen Nord- und Süddeutschland statt.

In einigen Jahren könnte das Gebiet entlang der Autobahn aber auch zu einem Leuchtturm der Energiewende werden: Denn die Strecke entlang der Achse Hamburg-Walsrode-Hannover-Hildesheim-Göttingen-Kassel soll Schritt für Schritt zu einer Energieallee werden.

Rund 1200 Windkraftanlagen entlang der Schnellstraße sollen circa 13.500 Gigawattstunden Strom pro Jahr liefern und durch zahlreiche Solaranlagen ergänzt werden. Auch Biogaskraftwerke würden perfekt in das Gebiet passen; Niedersachsen ist immerhin ein von Landwirtschaft geprägtes Bundesland, die Ressourcen sind also vorhanden.

Überlegt hat sich das Ganze der verstorbene Solarpionier und Bundestagsabgeordnete Herrmann Scheer (SPD), der für sein Engagement für erneuerbare Energie bekannt war. Die Niedersächsische Landesregierung unterstützt das Projekt, das von der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg verwaltet wird.

Weniger Protest am Rand der Autobahn2013 genehmigte die Staatskanzlei in Hannover Geld für eine Machbarkeitsstudie. Ein Zieljahr für die Inbetriebnahme gibt es bislang aber noch nicht. Sollte die Energieallee realisiert werden, wäre es eines der größten Erneuerbare-Energien-Projekte weltweit.

Erste Schätzungen gehen von Baukosten in Höhe von rund 7,5 Milliarden Euro aus; mindestens 2 Prozent des deutschlandweiten Energieverbrauchs könnten laut Projektbeschreibung so abgedeckt werden.

Für die Metropolregion ist das Projekt aber aus einem weiteren Grund interessant: Das Gebiet um Hannover, Braunschweig, Göttingen und Wolfsburg gehört zu den vier Schaufensterregionen für Elektromobilität. Der Aufbau der Anlagen wäre also auch für den Aufbau von Stromtankstellen  attraktiv. Der lokal hergestellte Strom könnte beispielsweise direkt in die Ladesäulen entlang der Autobahn oder in die Leitungen der Zugtrassen fließen. Grünstrom der nicht direkt verbraucht wird, könnte in Wasserstoff umgewandelt werden, den Autos tanken können.

Die Idee eines Energiekorridors in Norddeutschland entstand aus der Frage, welche Flächen für den Ausbau der erneuerbaren Energien geeignet sind.

Denn ein großes Hindernis der Energiewende ist immer wieder das sogenannte Nimby-Problem, bei dem erneuerbare Energie von den Menschen zwar politisch und wirtschaftlich gewollt werden, aber nicht da, wo sie selbst leben: „Not in my Backyard“ – nicht in meinem Hinterhof.

Der Korridor soll genau dieses Problem lösen, denn riesige Windkraftanlagen stören sicherlich nicht dort, wo sich bereits eine der meist befahrenen Autobahnen Deutschlands und eine hochfrequentierte Bahntrasse befindet. Einziger Wermutstropfen vielleicht: Allzu üppig weht der Wind in dieser Gegend nicht, wie diese Windkarte zeigt (hier als Vergrößerung im PDF):

 

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