Automesse Shanghai Heftiger Gegenwind für E-Autos in China

Während die Regierung in Peking die Fahrzeugflotte des Landes elektrisieren will, sind die Verbraucher zurückhaltend. Die Autobauer bringt das in die Zwickmühle. Das wird auch die Messe von Shanghai reflektieren.

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Besucher vor einem Plakat der Automesse in Shanghai 2017. Quelle: AP

Wenn es nach den Vorstellungen der chinesischen Regierung geht, soll die Zukunft auf den Straßen den Elektroautos gehören. Die Autofahrer des Riesenlandes haben andere Vorlieben. Sie stehen auf nicht gerade spritsparende SUV. Die Automesse von Shanghai, die an diesem Freitag ihre Pforten für das Publikum öffnet, spiegelt das Dilemma der Autobauer.

Fast alle internationalen Firmen sowie einige einheimische haben ein Elektromodell angekündigt, wenn auch noch nicht bereit für den Verkauf, so doch zumindest als Konzept. Neben ihren neuesten Limousinen und SUV sollen die umweltfreundlicheren E-Autos Raum bekommen.

So hat General Motors' Buick-Sparte kürzlich verkündet, seine Hybrid-Limousine „Velite 5“ auf den chinesischen Markt zu bringen. Einen hybriden „LaCrosse“ gibt es da bereits. Fort will einen komplett elektrischen SUV-Wagen und eine hybride „Mondeo Energi“-Limousine vertreiben. Bis zum Jahr 2025 sollen Elektroversionen von 70 Prozent der in China verkauften Modelle angeboten werden. „Wir machen unsere Elektrifizierungsbemühungen zu einem Schwerpunkt in China“, erklärte Ford-Chef Mark Fields. Auch von Volkswagen und Honda werden neue Elektromodelle und -pläne erwartet.

Das Shanghaier Startup-Unternehmen NextEV will Wagen seiner Elektroserie NIO vorstellen und den Verbrauchern schmackhaft zu machen. Doch bislang goutieren die Käufer in China die Bemühungen nicht. Im Gegenteil: Der Geschmack der chinesischen Autofahrer geht zunehmend in die andere Richtung, hin zu den benzinfressenden Geländelimousinen. Im ersten Quartal stieg der Verkauf von SUVs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf 2,4 Millionen. Der Absatz von Elektroautos ging um 4,4 Prozent auf nur 55.929 zurück.

„Es ist schwer für Anbieter, mit einem Elektroauto anzukommen und den SUVs Marktanteile abzunehmen“, resümiert Marktanalyst Ben Cavender von der China Market Research Group. Zusätzlich steigt die Nachfrage auch insgesamt nicht mehr so stark wie vor einem Jahr.

In dieser Marktsituation treffen die Autobauer auf die Pläne der Politik, China zu einem führenden Elektroauto-Land zu machen. In einem Entwicklungsplan von 2013 äußerte die Regierung ihre Vorstellung, dass bis 2015 zwei der internationalen Top-Marken aus China kommen sollten.

BYD ist der Star der chinesischen Elektrofahrzeug-Branche

Im September folgte der konkrete Vorschlag, alle Autohersteller sollten im kommenden Jahr acht Prozent ihrer Produktion Elektroautos oder Hybrid-Modellen widmen. Im Jahr 2019 sollten es zehn Prozent sein, ein Jahr später zwölf. Wer diese Ziele nicht einhalte, könne stattdessen auch Zertifikate über Anteile von anderen Unternehmen kaufen, die die Marge überschritten, heißt es.

Wie aus der Branche verlautete, reagierten die Autobauer mindestens zurückhaltend. Die Ziele seien zu ehrgeizig, brachten sie vor. Möglicherweise ruderten die Behörden in einem für dieses Jahr erwarteten, aktualisierten Plan noch zurück, meldeten dann die Medien. Offiziell war dazu noch nichts zu hören.

Elektroautos im Kostenvergleich

Star in der chinesischen Elektrofahrzeug-Branche ist bisher BYD Auto aus Shenzhen. Das Unternehmen versorgt Taxi- und Busflotten in China und im Ausland mit Elektrowagen und findet auch bei chinesischen Autofahrern Kunden. Im vergangenen Jahr stieg der Verkauf nach Angaben von BYD auf 100.183 Fahrzeuge. Damit wäre BYD Auto schon das zweite Jahr in Folge die größte Elektromarke, vor Tesla mit 76 230 verkauften Fahrzeugen.

Die chinesischen Mitbewerber hingegen verbuchen keine anspornenden Erfolge. Die meisten konnten im vergangenen Jahr nur ein paar Hundert Hybrid-Autos veräußern. Grund dafür ist zum einen der im Vergleich zu herkömmlichen Benzinern doppelte bis dreifache Preis - bis zu rund 50.000 Euro -, aber auch die mangelnde Infrastruktur an Ladestationen im Land. „Die größten Sorgen beim Kauf eines Elektroautos sind der fehlende Auflade-Komfort und die armselige Reichweite der meisten Elektroautos“, sagt der Branchenanalyst Zhang Xin.

Hier zumindest will die Regierung Abhilfe schaffen. Sie hat der staatlichen Stromindustrie die Errichtung zusätzlicher Ladestationen verordnet. Bis zum kommenden Jahr soll die Zahl von gut 50.000 auf 100.000 öffentliche und 800.000 private steigen. Bis 2020 soll ein Netzwerk aufgebaut sein, das fünf Millionen Fahrzeuge versorgen kann. Die Verbraucher sollen derweil mit Steuer- und Gebührenerleichterungen gelockt werden.

Dennoch rechnen die Autobauer nicht mit einem schnellen Durchbruch. „Auch 2020 wird es noch kein profitables Geschäft“, meint John Zeng von LMC Automotive. Viele Hersteller werden daher erst einmal abwarten, wie die Bedingungen für den Kauf von Zertifikaten ausfallen. Und dann entscheiden, ob sie diesen Ausweg wählen oder doch mit eigener Technologie antreten.

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