Entsalzung Gigantischer Gartenring macht Meerwasser trinkbar

Die Erfindung soll nicht nur Trinkwasser und Strom produzieren, sondern auch Algen als Viehfutter. Das könnte die Dürre in vielen Regionen entschärfen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Alexandru Predonus Entwurf. (Beitrag für die 2016 Land Art Generator Initiative design competition for Santa Monica)

Kalifornien leidet unter einer der schlimmsten Dürren der jüngeren Vergangenheit. Regen war in dem US-amerikanischen Bundesstaat schon immer selten. Seit einigen Jahren bleibt das lebensspende Nass aber immer häufiger aus, ein Ende ist nicht in Sicht.

Das Grundwasser ist bereits rapide abgesackt. Studien haben zudem ergeben, dass die aktuelle Trockenheit nicht etwa die Ausnahme ist, sondern zum Normalzustand werden könnte.

Die Diskussion über die Zukunft des Wassers ist daher in vollem Gange. Gouverneur Jerry Brown ging sogar soweit, dass er die Bürger Kaliforniens per Dekret zum Wassersparen gezwungen hat – so etwas gab es in dem Bundesstaat vorher noch nie.

Wasser für die Menschen, Algen für die Tiere

Auch die Wasserentsalzung gewinnt im Zuge dieser Entwicklungen wieder an Bedeutung. Mehrere Milliarden Dollar wollen die Amerikaner in den kommenden Jahren in entsprechende Techniken investieren.

Unumstritten ist die Gewinnung von Trinkwasser aus dem Ozean jedoch nicht. Sie benötigt nicht nur Unmengen von Strom – auch die Auswirkungen auf Flora und Fauna der Unterwasserwelt sind weitestgehend unerforscht.

Alexandru Predonu hat sich dafür eine elegante Lösung ausgedacht. Er will die Sonnenenergie nutzen, um aus Salzwasser sauberes Trinkwasser für die Menschen zu gewinnen und damit das Stromproblem für den Anlagenbetrieb aus der Welt schaffen.

Mit seinem „Ring Garden“ nahm er an der „Land Art Generator Initiative“ teil, einem Wettbewerb, der ungewöhnliche Ideen zur Erzeugung von grünem Strom prämiert. In diesem Jahr war Santa Monica der Austragungsort, das unter der Dürre ebenso leidet wie der Rest Kaliforniens.

Pflanzenanbau verbraucht 95 Prozent weniger Ressourcen

Solarzellen betreiben den Komplex, der Wasser unter anderem per Osmose reinigt. Predonu will mit seinem Ringgarten aber nicht nur Trinkwasser produzieren. Mit dem gewonnenen Wasser soll gleichzeitig ein Bioreaktor für die Gewinnung von Algen betrieben werden, die als Viehfutter genutzt werden könnten – denn die Landwirtschaft ist der größte Nutzer von Süßwasser in Kalifornien.

Aber Predonus Entsalzungsanlage kann noch mehr: Sie soll zusätzlich als spezielle Anbauform für Pflanzen genutzt werden. Aeroponik nennt sich das Prinzip, das die Menge an Wasser und Energie für den Anbau von Pflanzen um  90 bis 95 Prozent reduziert. Wasser wird auf die höchste Stufe gepumpt und fließt dann einfach durch die Schwerkraft nach unten über die anderen Pflanzen.

Auf einer Grundfläche von rund 1.000 Quadratmetern kann die Farm nach Angaben von Predonu Gemüse produzieren, für das sonst 26.000 Quadratmeter Fläche und 340 Millionen Liter Frischwasser pro Jahr nötig wären. Bei „Ring Garden“ werden dagegen jährlich nur 40 Millionen Liter (selbst gereinigtes) Wasser verbraucht - 20 Millionen Liter bleiben übrig.

200 Millionen Liter Trinkwasser pro Tag in San Diego

Immer mehr Bundesstaaten setzen auf Entsalzung, um dem Wassermangel entgegenzuwirken. Auch in San Diego, wo eine der größten Meerwasser-Entsalzungsanlage der westlichen Hemisphäre entstanden ist.

Bei dem rund eine Milliarde Dollar teuren "Carlsbad Desalination Project" sollen fast 200 Millionen Liter Trinkwasser pro Tag produziert werden. Klingt zwar gigantisch, deckt aber lediglich sieben Prozent des Wasserbedarfs von San Diego County.

Die Anlage nutzt die sogenannte Umkehrosmose, bei der Meerwasser durch Membranen mit so winzigen Löchern gepresst wird, dass Salzmoleküle hängen bleiben und nur die Wassermoleküle durchkommen lässt. Um einen Liter Trinkwasser herzustellen, saugt die Anlage zwei Liter Meerwasser an – einschließlich Abermillionen von Fischeiern und kleinen Meereslebewesen, wie Umweltschützer befürchten.

Kann die Solartechnologie die Wasserprobleme der Welt lösen? Eine Glaskugel zeigt, dass dies möglich ist - ob sie aber wirklich gebaut wird, ist noch offen.
von Wolfgang Kempkens

Aus Angst vor massiven Umweltschäden kippten Bürger in Santa Cruz daher den Bau einer Meerwasser-Entsalzungsanlage und senkten dafür den Pro-Kopf-Wasserverbrauch auf 235 Liter pro Tag. Das sind zwar immer noch 115 Liter mehr als in Deutschland – aber der niedrigste Wert in Kalifornien.

Einen weiteren Beitrag aus der "Land Art Generator Initiative" stellen wir Ende der Woche vor.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%