Für Kohle Griechenland stellt Fotovoltaik-Aktivitäten ein

Griechenland kann sich keine Energiewende leisten - mit deutscher Beteiligung wird nun die Kohleenergie ausgebaut.

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Griechenland, von der Sonne verwöhnt, hat sämtliche Fotovoltaik-Aktivitäten eingestellt. Die neue Links-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras setzt stattdessen auf den Bau einer Pipeline, die russisches Erdgas ins Land transportiert, auf Bohrungen nach Erdöl und, ganz aktuell, auf den Bau des fünften Blocks im Kraftwerk Ptolemaida.

Die fast 600 Kilometer nordwestlich von Athen gelegene 660-Megawatt-Anlage wird mit örtlich abgebauter Braunkohle befeuert. Sie soll rund 1,3 Milliarden Euro kosten.

Finanziert wird sie vor allem mit einem Kredit in Höhe von 739 Millionen Euro, die ein internationales Konsortium aufbringt. Der Anteil der KfW IPEX-Bank, einer 100-prozentigen Tochter der staatlichen deutschen Bank KfW (früher Kreditanstalt für Wiederaufbau), beträgt 397 Millionen Euro.

Solar bräuchte Speicher

Energieminister Panagiotis Lafazanis sieht die sichere Energieversorgung des Landes in Gefahr, wenn weiterhin Solar- und Windenergieanlagen gebaut werden. Fotovoltaik produziert in Griechenland wegen der hohen Sonneneinstrahlung Strom zwar zu konkurrenzfähigen Preisen. Doch es fehlt an Speichermöglichkeiten wie Großbatterien. Diese zu bauen würde die Erneuerbaren so teuer machen, dass sie mit dem günstigen Kohlestrom nicht mehr mithalten könnten.

Deshalb setzt die griechische Regierung, die der Bevölkerung ohnehin Opfer zumuten muss, um den Staatsbankrott abzuwenden, auf den versorgungssicheren und kostengünstigen Kohlestrom. Die hohen Kohlendioxidemissionen nimmt sie dabei in Kauf, sehr zum Ärger von Umweltverbänden wie WWF Greece und Greenpeace Greece.

Auch Stelios Psomas von der Hellenic Association of Photovoltaic Companies, der Interessenvertretung der griechischen Fotovoltaik-Unternehmen, wettert gegen den Kraftwerksbau. Er sei einfach überflüssig.

Ausbau mit deutscher Beteiligung

Der nationale griechische Stromversorger Dimosia Epichirisi Ilektrismou hat vor rund zwei Jahren dem unter japanischer Flagge segelnden Unternehmen Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe (MHPSE) den Bauauftrag für den zusätzlichen Kohleblock erteilt. Den damals angepeilten Baubeginn im Jahr 2015 hält die neue griechische Regierung jetzt ein.

MHPSE, in Duisburg ansässig, ging aus dem Unternehmen Babcock hervor, das insolvent wurde. Der Kraftwerksbauer hat unter anderem die beiden 1100-Megawatt-Braunkohleblöcke in Neurath im rheinischen Revier errichtet. Sie sind mit einem Wirkungsgrad von 43 Prozent die weltweit effektivsten Anlagen dieser Art.

Das Ende der Solarinvestitionen in Griechenland kam äußerst abrupt. Im Februar 2015, dem ersten Monat der Amtszeit von Tsipras, wurden die letzten Solaranlagen installiert. In März und April dann keine mehr. Insgesamt waren es in den ersten beiden Monaten sieben Megawatt, verglichen mit den Vorjahren eine magere Bilanz. Im ganzen Jahr 2014 gingen Solaranlagen mit insgesamt 1047 Megawatt in Betrieb. Kumuliert sind es rund 2600 Megawatt.



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