Kältewelle zeigt Atom-Abhängigkeit Was bleibt von Frankreichs Energiewende?

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Hohe Instandhaltungskosten

EDF will im Zuge seiner „großen Überholung“ des Kraftwerksparks von 2014 bis 2025 rund 51 Milliarden Euro investieren. Ein Bericht des französischen Rechnungshofs bezifferte die Kosten, um die Reaktoren auf dem Stand zu halten und an die nach Fukushima verschärften Sicherheitsanforderungen anzupassen, aber sogar auf 100 Milliarden Euro bis 2030.

Die Atomaufsicht ASN schlägt deshalb bereits Alarm und spricht von einer großen Herausforderung. Die Großwetterlage hält Chefaufseher Chevet auch mit Blick auf die Atomsicherheit für „besorgniserregend“, wie er vergangene Woche noch mal betonte.

Eigentlich hat Frankreich in seinem Energiewende-Gesetz das Ziel ausgegeben, den Anteil der Atomkraft am Strommix bis 2025 auf 50 Prozent zu reduzieren. Doch wie das passieren soll, ist völlig unklar - die Internationale Energieagentur (IEA) stuft das Erreichen des Ziels als schwierig ein. „Frankreich muss nicht weniger umsetzen als eine Transformation seines Energiesystems und seines Strommarktes“, sagte IEA-Experte Paul Simons.

Gut möglich, dass die Abkehr von der Atomkraft mit der Präsidentschaftswahl im Mai ohnehin Makulatur ist. Der aussichtsreiche konservative Kandidat François Fillon watscht das 50-Prozent-Ziel in seinem Programm als „dogmatische und unhaltbare Entscheidung“ ab. Er verweist dabei auch auf das Ziel, den Ausstoß des Treibhausgases CO2 zu reduzieren - und den Erhalt der französischen Atomindustrie.

Fillon will auch die geplante Schließung des Atomkraftwerks Fessenheim stoppen, die in Deutschland seit Jahren gefordert wird. Amtsinhaber François Hollande hatte die Schließung versprochen, aber bislang noch nicht eingetütet.

Die derzeitige sozialistische Regierung wollte die für 2018 angepeilte Schließung eigentlich noch vor der Wahl unumkehrbar machen. Noch diese Woche soll sich der Verwaltungsrat von EDF mit dem Thema befassen. Es geht um die vom Staat angebotene Entschädigung für die Schließung. Nach Angaben der Zeitung „Le Monde“ ist das Ergebnis ungewiss, weil die Arbeitnehmervertreter in dem Gremium das Vorhaben der Regierung klar ablehnen.

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