Kreisel-Batterien Drei Brüder erobern mit ihrem Akku die E-Autobranche

Seite 2/2

Allein über eine Kooperation mit einem chinesischen Unternehmen werden dieses Jahr 40.000 Batterien für Vans und Lkw nach Kreisel-Technologie in Asien gefertigt. Die Garagenfirma mausert sich zum beachteten Technologieunternehmen, hat bereits einen Umsatz von rund sechs Millionen Euro. Tendenz: stark steigend.

Alle Geheimnisse hinter ihrer Technologie verrät das Bastlertrio nicht. Aber ein paar: "Wir verwenden die gleichen Zellen wie Tesla", erklärt Schlögl. Diese sogenannten Rundzellen sind leichter als herkömmliche Zellen, haben keinen Memoryeffekt und eine etwa 50 Prozent höhere Energiedichte als die, die sonst in der Automobilindustrie eingesetzt werden. Dadurch werden ein Drittel Material- und Herstellungskosten eingespart.

Nur mit einem entscheidenden Unterschied. Statt die Zellen wie bei Tesla durch schweißen miteinander zu verbinden, investierten die Kreisel-Brüder 800.000 Euro in einen Laser, der die Zellen zusammenfügen soll. Niemand traute ihnen zu, dass sie das schaffen, da die Zellen sehr empfindlich sind. Da zu lasern ist heikel. Doch die Brüder waren davon überzeugt und testeten lange verschiedene Möglichkeiten durch. Ein Jahr haben sie dafür gebraucht und waren schließlich doch erfolgreich. Das ungewöhnliche Verbindungsverfahren ermöglicht nun eine Schnellladung bis zu 95 Prozent - Tesla ist derzeit bei 80 Prozent.

Ladezeit wichtiger als ReichweiteAußerdem wird jede Zelle im Fahrzeug über ein flüssiges Medium umspült und je nach Bedarf geheizt oder gekühlt und damit auf einem idealen Temperaturniveau gehalten - ohne den Bauraum zu erhöhen. Damit erhöht sich die Reichweite an heißen Sommer- oder kalten Wintertagen und die Lebensdauer der Zellen erhöht sich ebenfalls. Selbst nach 400.000 Kilometer hat der Akku noch 80 Prozent Kapazität und kann in einem zweiten Lebenszyklus etwa als Stromspeicher außerhalb des Fahrzeugs eingesetzt werden.

Entscheidend ist für die Brüder aber längst nicht mehr die Reichweite. Wichtiger ist die Ladezeit. Bisher brauchen sie 18 Minuten – fünf sollen es werden. Zudem sind mittlerweile alle Fahrzeuge mit einem bidirektionalen Ladegerät ausgestattet, wodurch die Fahrzeuge als stationärer Energiespeicher verwendet werden könne. Bislang hat dies in der Branche Seltenheitswert.

Von der ersten Fahrt im Elektroauto des Vaters bis zu diesem Punkt war es ein weiter Weg, den die Brüder aber unbedingt weitergehen wollen. Für ihre besonders leichten und kompakten Lithium-Ionen Batterien erhielten sie im Oktober 2015 Anfang den Energy Award, der herausragende Projekte der Energielandschaft auszeichnet.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%