Lagerung von Atommüll Hat ein US-Unternehmen die Lösung?

Ein US-Startup will Atommüll konzentrieren und damit kleinere Endlager ermöglichen. Ob die Technik funktioniert, ist allerdings unklar.

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Es ist überall auf der Welt ein ähnliches Problem: Regierungen und Bürger haben mit der sicheren Lagerung von Atommüll zu kämpfen; kaum jemand will das strahlende Nebenprodukt des vermeintlich so günstigen Atomstroms haben.

In Deutschland währt die Debatte um Endlager nun schon Jahrzehnte, derweil sind Fässer mit radioaktivem Müll in Zwischenlagern wie Asse unsicher gelagert oder rosten gar wie im AKW Brunsbüttel langsam vor sich hin.

Auch im Untergrund von Hanford, einem ehemaligen US-Nuklearkomplex im US-Bundesstaat Washington, gibt es riesige unterirdische Tanks mit teilweise hochradioaktivem flüssigem Abfall, der auch Feststoffe enthält.

Zeitraubende ArbeitViele der Fässer sind an- oder gar durchgerostet, ihr Inhalt läuft aus. Nach und nach wollen Experten den Abfall bergen und eindampfen. Bei 177 Tanks, die jeweils bis zu 4,5 Millionen Liter fassen, ist das eine äußerst zeitraubende Arbeit. Mittlerweile geht das amerikanische Energieministerium davon aus, dass die Arbeiten noch fast 40 Jahre dauern werden.

Ali Abbassi will das schneller schaffen. Der Chef des jungen Unternehmens Greenuke Technology aus Kalifornien will den flüssigen Abfall, der auch Feststoffe enthält, einfach filtern. Die Konzentrationsrate liege bei 2000 zu eins. 2000 Liter Atommüll haben am Ende des Prozesses ein Volumen von gerademal einem Liter.

Auch wenn das radioaktive Inventar durch den Prozess nicht verringert wird, verkündet Abbassi auf der Homepage des Unternehmens, Kernenergie werde durch die Filtrationstechnik zur "grünen Energiequelle". Abbassi arbeitete früher im Bereich Marketing und als Unternehmensberater; wie man Produkte verkauft, weiß er deshalb.

Wie die Greenuke-Filter allerdings genau aussehen, geschweige denn funktionieren sollen, verrät das Unternehmen nur in Ansätzen. Sicher ist: Es ist kein herkömmlicher Filter, durch dessen Poren nur die Flüssigkeitsmoleküle passen und Feststoffe hängenbleiben. Stattdessen handelt sich um einen so genannten Querstromfilter, wie ihn auch die chemische Industrie nutzt, um etwa Schlämme zu entwässern. Der dünnflüssige Brei wird dabei mit hoher Geschwindigkeit durch das Gerät gepumpt. Der größte Teil der Flüssigkeit wird im rechten Winkel zur Fließrichtung abgezogen.

„Ich kann ihnen mit absoluter Sicherheit sagen, dass unsere Technik wirklich revolutionär ist“, schwärmt Abbassi auf Anfrage. Und fügt hinzu: „Versuchen sie nicht, unsere Technologie zu verstehen.“ Übliche Querstromfilter funktionierten nicht, wenn es um hochradioaktives Material gehe. Sonderlich vertrauenswürdig klingt das nicht.

Die Filteranlage, die gerade mal 1,2 Meter hoch ist, soll seitlich an den jeweiligen Tank angeschlossen werden. Das Flüssig-Feststoff-Gemisch strömt dann in den Separator. Angeblich entzieht er dem Atommüll 99 Prozent der radioaktiven Partikel. Dazu gehören neben Uran, Thorium und Plutonium beispielsweise auch Cäsium und Strontium.

Reaktor vernichtet AtommüllWenn das tatsächlich funktionieren sollte, könnte die Restflüssigkeit direkt ins Meer oder einen Vorfluter, etwa einen Fluss, geleitet werden. Die radioaktiven Feststoffe müssten allerdings für Jahrtausende sicher gelagert werden. Immerhin könnten die Endlager weitaus kleiner sein und es würden am Ende vielleicht weniger von ihnen gebraucht.

Derzeit ist mit der sogenannten Transmutation nur ein Verfahren bekannt, das das strahlende Inventar massiv reduziert. In Belgien nahe Antwerpen beginnt in diesem Jahr der Bau von Myrrha, dem ersten Reaktor, der tatsächlich Atommüll vernichtet. Allerdings nur kleine Mengen. Trotzdem wird er eine Milliarde Euro kosten, vielleicht sogar mehr.

Erst in einigen Monaten will Abbassi mehr über seine Separatortechnik verraten. Zunächst geht es ihm darum, Wagniskapital einzusammeln. Eine Million Dollar würden für den Anfang reichen, sagt er. Ob das Unterfangen seriös ist und wirklich zu einer Teillösung der Atommüllproblematik beiträgt, wird sich dann zeigen. Bis dahin bleibt die Behandlung des Strahlenmülls ein ungelöstes Problem.

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