Landstrom Kreuzfahrtschiffe an der Steckdose

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Reedereien fahren zweigleisig

Hapag-Lloyd Cruises plant ebenfalls, einem Landstromanschluss zu nutzen und hat die „EUROPA 2“ dafür ausgerüstet. Vorerst allerdings nicht in Altona. „Als weltweit erstes Kreuzfahrtschiff wurde der Neubau außerdem mit einem Katalysator, der den Ausstoß von Stickoxid um fast 95 Prozent reduziert, ausgestattet. Auch ein optimierter Rumpf und eine Wasseraufbereitungsanlage nach höchstem Branchenstandard sorgen für eine größtmögliche Ressourcenschonung“, betont eine Unternehmenssprecherin.

TUI Cruises hat auch Vorbereitungen für einen Landstromanschluss getroffen, an einen Einsatz glaubte das Unternehmen aber nicht, da es für TUI nur in Oslo und in Hamburg die Möglichkeit dafür gibt. „Aus diesem Grund ist das für uns derzeit keine Option und wir setzen lieber auch bei unseren weiteren Neubauten auf ein kombiniertes Abgasnachbehandlungssystem. Dieses besteht aus einer Entschwefelungsanlage (AEP) und Katalysatoren (SCR = Selektive Katalytische Reduktion)“, so ein Unternehmenssprecher. Damit werden sowohl auf See als auch im Hafen die Schwefelemissionen um 99 Prozent und die Partikelemissionen um etwa 60 Prozent reduziert.

Aida nutzt flüssiges Erdgas

Auch Aida fährt zweigleisig. Die AIDAprima verfügt über einen Dual-Fuel-Motor und kann als erstes Kreuzfahrtschiff weltweit im Hafen umweltfreundlich mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betrieben werden. Die Versorgung erfolgt über LNG-Trucks. Im Vergleich zur Nutzung von herkömmlichem Marinediesel mit 0,1 Prozent Schwefelgehalt verringert sich die Emission von Stickoxiden um bis zu 80 Prozent und die CO 2 -Emissionen werden um 20 Prozent reduziert. Schwefeloxide und Rußpartikeln werden gar nicht mehr ausgestoßen.

In den letzten Jahren ist die Entwicklung einer Vielzahl technischer Innovationen in Bezug auf alternative Formen der Energieerzeugung in der Schifffahrt angeschoben worden. Keiner kann heute genau sagen, welche sich zukünftig weltweit durchsetzen wird“, so Dr. Monika Griefahn, Direktorin für Umwelt und Gesellschaft bei AIDA Cruises.

VDR fordert mehr Unterstützung vom Bund

Der Verband Deutscher Reeder setzt ebenfalls auf LNG. Die hohen Investitionen für nur einen Liegeplatz den die Kreuzfahrtschiffe lange Zeit belegen, spricht aus Sicht von Pressesprecher Christof Schwaner gegen Landstrom. „Landstrom ist aufgrund der großen Energiemengen auch eine Herausforderung für die Stromnetze.“ LNG hat sich bisher aufgrund der um bis zu 30 Prozent höheren Investitionen bei den Kreuzfahrtschiffen noch nicht durchgesetzt.

Um dem umweltfreundlichen Kraftstoff voranzubringen, fordert der VDR daher eine Förderung des Bundes. Ob die Landstromanlange jemals wirtschaftlich betrieben werden kann, ist fraglich und in Hamburg zurzeit auch nicht geplant. „Pilotprojekte wie dieses haben vielmehr das Ziel, ein Verfahren in der Praxis zu erproben. Die Landstromanlage ist die erste ihrer Art in Europa und wird wichtige Erkenntnisse liefern zum Thema der umweltfreundlichen Energieversorgung von Schiffen“, so eine HPA-Sprecherin.

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