Meeresenergie Im Ozean schlummern über zwei Millionen Terawattstunden

Allein mit den Kräften der Ozeane ließe sich fast das 100-Fache der globalen Stromproduktion erzeugen.

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Das Meer ist nicht gerade ein Freund der Technik. Tanker zerschellen an Riffen, Stürme reißen Ölbohrinseln in die Tiefe, das Salzwasser setzt den Rotorblättern von Offshore-Windrädern zu. Dennoch hat die Menschheit gelernt, das Meer auf vielfältige Weise für sich zu nutzen.

Jetzt wollen Ingenieure auf der ganzen Welt die saubere Energie von Gezeiten, Strömungen, Wind und Wellen anzapfen. Das Reservoir ist schier unerschöpflich. Theoretisch lässt sich mit den Kräften der Ozeane fast das 100-Fache der heutigen globalen Stromproduktion erzeugen (siehe Tabelle links).

Eine der kühnsten Ideen will der US-Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin vor dem australischen Küstenstädtchen Portland knapp 400 Kilometer westlich von Melbourne realisieren. Ende Februar gab er bekannt, dort für umgerechnet 40 Millionen Euro das mit einer Leistung von 62,5 Megawatt größte Wellenkraftwerk der Welt zu bauen.

Es soll die 10 000 Einwohner des Orts mit Strom versorgen. Dafür verankern die Amerikaner Dutzende Bojen in dem bis zu 60 Meter tiefen Küstengewässer. Unterhalb der Wasserlinie bestehen sie aus einer Art Turmgerüst, in dem die Wellen einen Schwimmkörper auf und ab bewegen. Der treibt eine Pumpe an, die in einem kugelförmigen Hohlraum oberhalb der Wasserlinie installiert ist. Die Pumpe presst eine Hydraulikflüssigkeit durch einen Generator, der den Strom erzeugt.

Meeresenergie aus kreiselnden DrachenAuch mehrere europäische Küstenstaaten verfolgen ähnlich ambitionierte Projekte. So entsteht derzeit in Wales eine zehn Kilometer lange künstliche Staumauer im Meer, in die Turbinen eingelassen sind. Bei Ebbe und Flut liefern sie jeweils Strom für 100 000 Haushalte. Bis 2017 soll der 785 Millionen Euro teure Bau fertig gestellt sein.

Schöpfte Europa sein Potenzial auf Basis heute bekannter und wirtschaftlicher Techniken aus, würde die Ausbeute laut Europäischer Kommission ausreichen, um ein Drittel des deutschen Strombedarfs zu decken.

Das schwedische Startup Minesto will beweisen, dass weitere Reserven in den Wogen schlummern. Seine Ingenieure haben Unterwasser-Drachen entwickelt, die in der Strömung kreiseln. Ihre Seile treiben einen Generator an. Ein erster Prototyp dreht vor der irischen Küste seine Runden. Die britische Regierung hat gerade erst 600 000 Euro spendiert, um die Technologie weiterzuentwickeln.

Hier gibt es ein Video von dem Unterwasser-Drachen zu sehen:



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In einer Mini-Serie beleuchtet WiWo Green in den kommenden Tagen die fantastische Unterwasserwelt mitsamt ihrer ökonomischen Perspektiven. Darüber haben wir berichtet:

 

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