Millionen-Ersparnis Neues Verfahren ermöglicht Recycling-Fliesen

Ein spanischer Forscher hat eine Methode entwickelt, mit der er Fliesen fast komplett wiederverwerten kann.

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Ein Glasierer prüft eine Fliese. Quelle: ZB

Die Keramikfliesen, an denen Javier García Ten arbeitet, bestehen aus Keramikfliesen. Das klingt zwar erstmal merkwürdig, ist aber beim genaueren Hinschauen deutlich weniger offensichtlich als man denkt. Denn beim Verfahren, das der Wissenschaftler vom spanischen Instituto de Tecnología Cerámica (ITC) entwickelt hat, werden neue Keramikfliesen aus Abfällen, die bei der Produktion von Fliesen entstehen, hergestellt. Und zwar zu über 95 Prozent.

Das ITC hat das Projekt mit dem Namen Lifeceram zusammen mit einer Gruppe von Unternehmen gestartet, um eine umweltfreundliche Lösung für Outdoor-Keramikfliesen zu finden. Denn jedes Jahr fallen alleine in der EU mehrere Millionen Tonnen Abfälle bei der Produktion von Keramikfliesen an. Zwar kann man davon rund 65 Prozent für neue Keramikprodukte recyceln, die restlichen 35 Prozent jedoch nicht. Die von García Ten und seinen Kollegen entwickelten Fliesen nutzen auch die restlichen 35 Prozent.

Das neue Verfahren benutzt eine andere Produktionsmethode als üblich: Bei der Keramikproduktion werden zuerst alle Komponenten zusammen in einen Topf geschüttet und klein gemahlen. Normalerweise wird auch Flüssigkeit zugegeben. Dabei lösen sich auch Salze in der Mischung auf, wodurch das Recycling normalerweise schwer ist. García Ten lässt die Flüssigkeit weg. Allerdings braucht es dazu eine andere Art von Keramikmühle. Für diese Trockentechnik gibt es in Spanien aber noch kaum geeignete Anlagen.

Recycling-Fliesen sparen Millionen

Fliesen bestehen in der Regel aus zwei Teilen: Dem Körper, der mehr als 95 Prozent der Fliese ausmacht, und der Glasur. Den Körper können die Wissenschaftler nun komplett aus recyceltem Material herstellen, die Glasur noch nicht ganz. Für die neuen Fliesen benutzen die Forscher alte gebrannte und ungebrannte Keramikreste und Staub aus den Filtern des Brennofens. Schlamm aus der Glasur ersetzt die sonst genutzte Flüssigkeit.

García Ten erhofft sich große Vorteile für die Umwelt durch seine Methode. Wenn nur die Hälfte des Materials, das momentan noch nicht recycelt wird, wiederverwendet wird, würden pro Jahr 250.000 Tonnen weniger Abfälle auf Mülldeponien landen, rechnet García Ten vor. Rohstoffe im Wert von 15 Millionen Euro könne man sparen. Und zusätzlich auch noch den CO2-Fußabdruck verringern, weil dann nicht mehr wie bisher Ton aus der Ukraine oder Feldspat aus der Türkei genutzt werden müsse.

Weil es in Spanien aber nur wenige Mahl-Anlagen für die trockene Technik gibt, arbeitet Lifeceram erst mit wenigen Partnern zusammen. Im Moment versucht García Ten Investoren zu gewinnen, um die Technik weiter zu verbreiten. Einen größeren Förderer gibt es bereits: Die Europäische Kommission hat das Projekt über ihr LIFE+ Programm unterstützt.

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