Mobilität Das VeloX ist das schnellste Fahrrad der Welt

In den Niederlanden entwickelt ein Team ein 130 km/h schnelles Liegerad.

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Im Stadtverkehr ist das Fahrrad die vermutlich schnellste Variante, um von A nach B zu kommen. Sobald aber längere Strecken mit höheren Geschwindigkeitslimits und weniger Verkehr und Stops gefahren werden, ist vielen das Fahrrad nicht mehr schnell genug.

Wo anders als in den Niederlanden sollte der Gegenbeweis entstehen: Ein Team der Universität Delft arbeitet dort am VeloX (vom Namen her nicht mit dem Voxel8 zu verwechseln), dem schnellsten Rad der Welt. Das Human Power Team hat mit der dritten Edition des Liegerads eine Höchstgeschwindigkeit von genau 133,78 Kilometer pro Stunde erreicht – mehr, als die Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen. Und das ohne jegliche elektronische Unterstützung.

"Wie die Formel 1 für Fahrräder"Jedes Jahr versuchen sich die Wissenschaftler und Ingenieure neu zu übertreffen. Dazu fahren sie jedes Jahr mit dem neusten Prototypen des VeloX nach Battle Mountain im US-Bundesstaat Nevada, wo die besten Liegerad-Teams auf einer acht Kilometer langen Highway-Strecke versuchen, sich gegenseitig zu übertreffen.

Verantwortlich für das Design und die Entwicklung des Highspeed-Fahrrads sind etwa ein Dutzend Studenten der Technischen Universität Delft unter Leitung von Dennis Berckmoes. Zusammen hat das Team in Detailarbeit jede einzelne Komponente des Rads designt und produziert, wie das Karbon-Chassis, die spezielle Gangschaltung und die 3D-gedruckten Kleinstteile. „Das ist wie die Formel 1 für Fahrräder“, beschreibt Berckmoes den Arbeitsaufwand. Auch die Fahrer sind speziell trainierte Athleten, die meisten von ihnen kommen von der Universität Amsterdam. Bald soll der VeloX V5 auf die Strecke gehen.

Das Human Power Team versucht aber nicht nur, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Für viele Beteiligte geht es um mehr als das: Sie wollen Pionierarbeit leisten, um die tägliche Fahrradnutzung voranzutreiben und das Fahrrad größer zu denken als nur für kurze, innerstädtische Pendelwege.

"Velo Tilt" Prototyp für Pendler fährt 60 km/hEin Resultat aus diesen Überlegungen ist der Velo Tilt Prototyp, den Wim Schermer zusammen mit dem Team entwickelt hat. Das Tilt hat im Gegensatz zum VeloX drei Räder, was es wesentlich stabiler und für Liegerad-Anfänger einfacher zu bedienen macht. Zusätzlich gibt es auch einen Kofferraum, um die beispielsweise die Einkäufe zu verstauen. Gleichzeitig erreicht der Fahrer ohne große Anstrengung Geschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometern pro Stunde.

Schon damit könnten die Deutschen einen Großteil der täglichen Pendelstrecken bewältigen: 25 Millionen Deutsche pendeln täglich maximal 25 Kilometer. Bis dahin wird es aber noch ein bisschen dauern. Neben der fehlenden Infrastruktur muss Schermer auch zugeben, dass das Velo Tilt nach Erreichen der Marktreife mehrere tausend Euro kosten wird.

Mehr Infrastruktur + besser Räder = Mehr UmweltschutzDas sollte aber nicht am Träumen hindern: Angenommen, diese 25 Millionen Deutsche pendeln ihre 25 Kilometer-Strecke tagtäglich mit dem Fahrrad. Pro Arbeitswoche mit fünf Arbeitstagen würden dementsprechend etwa 312.500.000 Liter Sprit eingespart. Wenn die Highspeed-Räder dann auch noch für andere Wege eingesetzt werden, erhöht sich diese Zahl noch weiter.

Voraussetzung für das Wahrwerden dieser Träume wäre allerdings eine funktionierende und gut ausgebaute Infrastruktur. Auf die gleichen Straßen wie Autos und LKW kann man die Liegeräder kaum schicken, wenn schon heutzutage reihenweise „langsame“ Fahrräder übersehen und überfahren werden.

Mit Fahrradautobahnen sähe das ganze schon etwas anders aus. In europäischen Großstädten wie London und Kopenhagen werden erste Pläne dafür schon umgesetzt. Und auch in Deutschland gibt es entsprechende Vorhaben. Auf die ersten Fahrradstaus auf den Autobahnen müssen wir aber vermutlich noch etwas länger warten. Sowohl bei den Rädern als auch bei den Straßen besteht noch Handlungsbedarf. Und im Fahrrad-Bewusstsein der Bevölkerung.

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