Nordsee Großbritannien baut größten Offshore-Windpark der Welt

Millionen Briten dürften künftig Strom aus dem Windpark "Hornsea Project Two" beziehen. Es ist das derzeit größte Offshore-Windprojekt der Welt.

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Die Nordsee wird immer beliebter für Windprojekte: Hier der Park Bard vor Borkum. Quelle: dpa

Vor der britischen Küste entsteht ein Mega-Offshore-Windpark: 300 Turbinen mit einer Gesamtleistung von über 1.800 Megawatt (MW) sollen rund 1,6 Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Der britische Wirtschaftsminister Greg Clark (Tory) erteilte jetzt grünes Licht für den Nordsee-Windpark "Hornsea Project Two".

Das Investitionsvolumen liegt bei sieben Milliarden Euro. Zum Schutz der Schweinswale, die durch den Baulärm zu Schaden kommen können, hat die britische Regierung bereits eine 36.000 Quadratkilometer große Schutzzone einschließlich des Windparks ausgewiesen.

Entwickelt wird der nach britischen Regierungsangaben größte Offshore-Windpark der Welt von Smart Wind, der britischen Tochter des dänischen Energieversorgers Dong Energy. 2020 soll der Windpark mit einer Fläche von 480 Quadratkilometern an den Start gehen.

Die britische Regierung will in sechs Jahren zehn Prozent der Haushalte mit Strom aus Windenergie versorgen. Clark sieht das Projekt als wichtigen Teil in den Plänen saubere, kostengünstige Energie für das Königreich zu produzieren. "Großbritannien ist der weltweite Führer bei der Offshore-Windenergie und wir sind entschlossen, einer der führenden Investitionsstandorte für erneuerbaren Energien zu werden." Das gilt auch weiter nördlich: Schottland hatte im vergangenen Monat einen Wind-Produktionsrekord verzeichnet.

Erst im Juni hatte Dong Energy, das weltweit führend Energieunternehmen beim Bau von Offshore-Windparks, bekanntgegeben, den deutschen Offshore-Windpark "Borkum Riffgrund 2" mit einer Gesamtleistung von rund 450 MW zu bauen. 56 Turbinen der 8-MW-Klasse von MHI Vestas Offshore werden dafür eingesetzt. Die größten Offshore-Anlagen, die es bisher gibt. Das Unternehmen, das Anfang Juni an die Börse ging, ist mit insgesamt rund fünf Milliarden Euro einer der größten Investoren für erneuerbare Energien in Deutschland.

Offshore-Windpotenzial endlich genutzt

In der deutschen Nord- und Ostsee speisen insgesamt 835 Anlagen mit einer Leistung von 3.552 MW Strom ein. 43 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 258 MW sind in diesem Jahr hinzugekommen. Zum Jahresende erwartet die Branche einen Zubau von etwa 700 Megawatt auf See und damit eine Gesamtleistung von über vier Gigawatt am Netz.

Für die Verbände kein Grund zur Freude. In einer gemeinsamen Pressemitteilung betonten sie, dass die Offshore-Windindustrie Deutschland mit dem jüngst beschlossenen EEG in unruhiges Fahrwasser geraten ist. So kritisieren sie, dass das geringe Ausschreibungsvolumen den Standort insgesamt teurer zu stehen kommen und Arbeitsplätze kosten wird. Und sie fordern, dass im Sinne der Energiewende der Netzausbau an Land beschleunigt werden muss. Die für die Jahre 2021 und 2022 in Deutschland vorgesehenen Mengen von je 500 MW seien viel geringer als die jährliche Ausbaumenge von 700 MW der vergleichsweise kleinen Niederlande.

In Europa hat bei der kommerziellen Offshore-Windenergie Großbritannien mit einer installierten Leistung von 5.060 MW Ende 2015 die Nase vorn. Gefolgt von Deutschland (3.300 MW) und Dänemark (1.270 MW). Nach Schätzungen der European Wind Energy Association (EWEA) können in Europa bis 2020 bis zu 40 Gigawatt (GW) und im Jahr 2030 150 GW Offshore-Leistung installiert sein. Allein in diesem Jahr sind sieben Projekte mit 3,7 GW beschossen worden. Dreiviertel davon vor der britischen Küste.

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von Hendrik Bensch

In Amerika ist der Ausbau eher zögerlich. Erst vor kurzem sind an der Ostküste die ersten Offshore-Windenergieanlage der USA errichtet worden. Jetzt gibt es allerdings Pläne für einen riesigen schwimmenden Windpark mit einer Leistung von 765 Megawatt (MW) vor der Küste Kaliforniens. Das geplante Projekt soll aus 100 schwimmenden Windenergieanlagen mit einer Leistung von je 7 bis 8 MW bestehen, die mit einem einzelnen Übertragungskabel Stromnetz angeschlossen sind.

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