Rad mit Spezialakku Brems-Energie hilft beim Beschleunigen

Mit sogenannten "Supercaps" die Energie beim Bremsen für den nächsten Start nutzen - das verspricht dieses neue Rad.

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Radfahren ist in vielen Großstädten eine Herausforderung. Radler müssen regelrecht um ihren Platz auf der Fahrbahn kämpfen, vor allem an Ampeln und Kreuzungen können gefährliche Situationen entstehen. Wenn Autos die Radfahrer beim Anfahren überholen, wird es eng.

"Der urbane Radfahrer hat laut Untersuchungen 85 Prozent Stopp-and-Go-Phasen. Die reine Fahrzeit beschränkt sich demnach auf 15 Prozent", erklärt Florian Mayer, Industriedesign-Student an der Hochschule Pforzheim. "Das Gefühl von Geschwindigkeit, Vorankommen, Freiheit und Tempo macht aber das Radfahren aus", findet er. Im städtischen Raum komme das viel zu kurz.

Dafür hat Mayer eine Lösung gefunden. Ein elektrisches Beschleunigungssystem. Dieses sogenannte "E-Boost-System" ermöglicht - wie beim Elektroauto - sicheres und schnelles Anfahren nach Ampelpausen. "Der Radfahrer schwimmt im Verkehr mit und wird nicht mehr abgedrängt", erklärt Mayer. Zudem spart es Kraft, die der Radfahrer für den weiteren Weg nutzen kann.

"Urban Rush" nennt Florian Mayer sein Rad der Zukunft, das er zusammen mit dem Radhersteller Canyon entwickelt hat. Neue Techniken und neues Design stehen dabei im Mittelpunkt. "Das Rad soll die optimalen Stadteigenschaften eines Rennrades mit der Agilität und Robustheit eines Mountainbikes vereinen", erklärt der Designer seinen Ansatz.

Supercaps helfen beim Start

Für den schnellen Sprint an der Ampel auf bis zu 25 km/h verwendet Mayer keine Lithium-Ionen-Akkus, sondern Kondensatoren. Supercaps werden sie genannt und können in Sekundenschnelle be-und entladen werden, ohne in ihrer Leistung nachzulassen. Anders als beim E-Bike muss der restliche Weg durch Strampeln bewältigt werden. Damit bleibt der sportliche Anspruch an den Fahrer bestehen. Das ist Mayer wichtig.

Der Front-Nabenmotor übernimmt bei "Urban-Rush" eine zusätzliche Funktion. Als Bremse speist er die aus der Bewegung gewonnene elektrische Energie (Rekuperations-Prinzip) in einen Kondensator ein. Kombiniert mit der menschlichen Muskelkraft an der Hinterachse ergibt der Nabenmotor an der Frontachse einen Allrad-Antrieb, der den Start entscheidend beschleunigt.

In der Gestaltung glaubt Mayer, einen provokanten Weg eingeschlagen zu haben. Denn er entschied sich für einen konsequenten Minimalismus. Alle Komponenten werden effizient genutzt und in kleinstmöglichen Dimensionen ausgeführt. Weder Bremsen, noch Schaltung oder andere Anbauteile sind sichtbar: Trommelbremse und Automatik-Schaltung sind in der Nabe integriert.

Auch das Design folgt dieser Idee. So fehlt das senkrechte Rohr unter dem Sattel - was mit klassischen Materialien unmöglich gewesen wäre. "Das kann nur mit Carbon realisiert werden", so Mayer. Etwa fünf Jahre ist er damit nach eigenen Angaben den derzeitigen Entwicklungen voraus. Technisch, so der Designer, sei das alles aber machbar. Bewiesen haben er und Canyon dies mit einem Prototypen.

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