Second-Life-Batterien Alte Akkus bald so wichtig wie Pumpspeicher

Nach ihrer Erstnutzung haben Akkus laut einer Studie nicht ausgedient - Second-Life-Batterien werden ein wichtiger Speicher.

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Geht die ohnehin magere Reichweite bei einem Elektroauto in den Keller, hat der Akku noch längst nicht ausgedient. In der alten Batterie sind noch gut 70 bis 80 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung enthalten. Genug für ein zweites Leben - deshalb nennt man Batterien in ihrer zweiten Nutzungsphase neuerdings auch Second-Life-Batterien.

Nach einer neuen Studie von Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) und der Deutschen Messe AG können diese alten Lithium-Ionen-Akkus im Jahr 2025 mit 25 Gigawattstunden (GWh) etwa genauso viel Strom zur Verfügung stellen wie die Hälfte aller deutschen Pumpspeicher-Kraftwerke.

Dies würde ausreichen, um ganz Deutschland eine halbe Stunde lang mit Strom zu versorgen. Second-Life-Batterien könnten damit auch einen wichtigen Beitrag leisten, um sowohl Erzeugungs- als auch Lastspitzen abfangen zu können, heißt es dazu in der Studie. "Die Automobil-Branche kann zum Schlüsselfaktor der Energiewende werden", so BEE-Geschäftsführer Hermann Falk.

Vorausgesetzt, die Elektromobilität gewinnt in Deutschland endlich an Fahrt. Dann würde sich die Produktion von Batterie-Speichern bis 2020 vervierfachen. Bisher dümpelt der Markt für E-Autos noch vor sich hin. Im vergangenen Jahr gab es zwar mit gut 12.000 Neuzulassungen einen regelrechten Boom im Vergleich zu den Vorjahren. 2014 lagen die Neuzulassungen bei 8500 und 2013 bei 6000 Elektroautos. Dennoch ist dies weit von dem Ziel der Bundesregierung von einer Million E-Autos im Jahr 2020 entfernt.

Maßgeblich für das enorme Potenzial der Elektromobilität sind die rapide sinkenden Preise bei der Akku-Produktion. Kostete die Kilowattstunde (kWh) eines Lithium-Ionen-Pakets vergangenes Jahr noch 500 Euro, liegt der Preis jetzt bereits bei 300 Euro. Und laut Studie werden es 2020 nur noch 150 Euro sein.

Erste Projekte mit Second-Life-BatterienErste Ansätze für  gibt es bereits. Bosch, die BMW Group und Vattenfall wollen Strom aus ausgedienten Batterien aus Elektroautos für den Regelenergiemarkt nutzen. Auch der Einsatz als Leistungspuffer für Schnellladestationen oder den Eigenverbrauch wird getestet. Dafür werden in der Hafencity in Hamburg 100 Batteriemodule verschaltet. Mit einer Leistung von zwei Megawatt (MW) und einer installierten Kapazität von 1,6 Megawattstunden (MWh) kann der Speicher rein rechnerisch 30 Vier-Personen-Haushalte für sieben Tage mit Strom versorgen.

Den größten Second-Use-Batteriespeicher der Welt stellen Daimler, The Mobility House, Getec und Remondis derzeit in Lünen in Westfalen auf. Dafür werden Systeme aus Smart-Elektrofahrzeugen zu einem Stationärspeicher mit einer Kapazität von insgesamt 13 Megawattstunden (MWh) gebündelt.

Dies soll die Umweltbilanz der Elektrofahrzeuge steigern und einen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit der E-Mobilität liefern. Der Energiespeicher dient zur Stabilisierung der Stromnetze,  die aufgrund der ständig zunehmenden Einspeisung von Strom aus fluktuierenden Erneuerbaren Energien schwanken.

Um dies zu forcieren sollten Batterie-Speicher nicht als Stromverbraucher belastet werden, fordert der Autor der Studie, Gerard Reid vom Investment-Haus Alexa Capital. Zudem müsste die Industrie technische Leistungsstandards für Second-Life-Batterien entwickeln, um Zertifizierung und Regelungen für die Produkthaftung zu erleichtern.

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