Setzen, Sechs Diese Karte zeigt, welche EU-Länder beim Energiesparen versagen

Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Doch die Staaten der EU tun viel zu wenig, um sie zu sparen.

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Wer die drohende Erderwärmung aufhalten will, muss vor allem in Erneuerbare Energien investieren. Strom aus Wind und Sonne gilt als besonders klimafreundlich. Eines wird dabei gerne vergessen: Die umweltfreundlichste – und auch günstigste – Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird.

Wer weniger Energie verbrauchen will, muss vorhandene besser nutzen. Auch die EU hat die Bedeutung von Sparsamkeit beim Energieverbrauch erkannt.

Bereits 2012 trat deshalb die sogenannte „Energieeffizienzrichtlinie“ in Kraft. Sie sieht unter anderem vor, die Energieeffizienz aller Mitgliedsstaaten bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 zu steigern. Möglich werden soll das durch Energieeinsparungen von jährlich 1,5 Prozent des nationalen Energieverbrauchs - trotz weiteren Wirtschaftswachstums in der Eurozone.

Eine neue Studie der Lobbygruppe The Coalition for Energy Savings, zu deren Mitgliedern unter anderen die Tierschutzorganisation WWF zählt, weist nun darauf hin, dass gerade die effektivste Stellschraube im Kampf gegen den Klimawandel und steigende Energiekosten in der EU konsequent vernachlässigt wird.

Die größten Verschwender im ÜberblickUntersucht wurden dabei die Energiesparziele und deren Umsetzung in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Wie die einzelnen Länder sich schlagen, zeigt diese Karte:

Die Karte zeigt, dass Länder mit angemessenen Konzepten zur Energieeffizienz klar in der Unterzahl sind: Lediglich Dänemark, Irland und Kroatien nehmen das Thema ernst und haben realistische Pläne, wie sie ihre Einsparziele erreichen wollen. Auch die Berechnungen, denen die Ziele zugrunde liegen, seien nachvollziehbar. Die drei Länder sind deshalb grün eingezeichnet.

Fragwürdige ZielvorgabenEtwa ein Drittel aller EU-Länder, wie Italien Spanien oder Frankreich, sind gelb eingezeichnet. Das bedeutet, dass die Regierungen dieser Länder laut den Experten nur bedingt nachweisen können, wie sie die Energiesparziele erreichen wollen.

Teilweise veröffentlichen sie unstimmige Berechnungen und fragwürdige Zielvorgaben in ihren Berichten. Diese Länder bleiben beispielsweise hinter einer EU-Verordnung zurück, die vorsieht, jährlich rund drei Prozent der öffentlichen Gebäude energetisch zu sanieren.

Gut zu sehen ist, dass etwa die Hälfte aller EU-Länder (wie zum Beispiel Deutschland, Finnland oder Schweden) laut der Lobbygruppe lediglich unvollständige oder nicht bewertbare Pläne für die Energieeinsparung veröffentlicht haben. Sie sind auf der Karte rot eingezeichnet.

Tricks bei der BerechnungIn diesen Ländern seien die Sparziele in den Staaten zum Beispiel falsch berechnet, die angekündigten Verbesserungen fadenscheinig. Gemeint sind unter anderem Energieeinsparungen, die ohnehin stattgefunden hätten – und damit nichts zu einer verbesserten Bilanz bis 2020 beitragen.

Die Schlussfolgerung der Autoren: Es ist unwahrscheinlich, dass die EU ihr anvisiertes Ziel von 20 Prozent Energieeinsparung bis 2020 erreichen wird.

Statt einer Einsparung von jährlich durchschnittlich 1,5 Prozent halten die Autoren es für wahrscheinlicher, dass die EU-Staaten etwa 0,8 Prozent Energie jährlich einsparen werden.

Die Kommission reagiertDass beim Thema Energiesparen in der EU etwas schief läuft, haben inzwischen auch die Bürokraten in Brüssel gemerkt, wie eine Meldung aus der vergangenen Woche zeigt; einen Tag vor Veröffentlichung der Studie der Coalition for Energy Savings hat die Europäische Kommission angekündigt, Belgien und Finnland verklagen zu wollen.

Der Vorwurf: Die Länder kümmern sich nicht ausreichend um energieeffiziente Gebäude. Dabei sind es gerade die Gebäude, die für die Energieeffizienz wichtig sind. Auf sie entfallen etwa 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in der EU und mehr als ein Drittel der EU-weiten CO2-Emissionen.

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