Es ist sieben Uhr morgens im niedersächsischen Kirchdorf, Mitte März. Auf dem Spargelfeld von Hof Thiermann sind schon die ersten Erntehelfer fleißig: Sie schieben Stück für Stück eine über das Beet gewölbte Plastikfolie beiseite - das ganze sieht aus wie ein Mini-Tunnel, der über das Beet gebaut wurde. Darunter liegt noch eine Folie - auf der einen Seite schwarz, auf der anderen Seite weiß. Darunter befindet sich die zu einem Damm aufgehäufte Erde, aus der vereinzelt die weißen Spargelspitzen heraus ragen.
Das Erstaunliche ist der Zeitpunkt. Spargel - das erste frische Frühlingsgemüse, das auf deutschen Feldern wächst - liebt die Sonne und die Wärme. Ab zehn Grad fängt die Spargelwurzel an zu treiben. So um die 15 Grad brauchen die Pflanzen, um zur Erntereife zu gelangen, sagt Stefan Pohl. Er ist Ernteleiter beim Gemüsehof Thiermann, einem der großen Spargelproduzenten Deutschlands. Jetzt, Anfang bis Mitte März, ist es eigentlich noch viel zu kalt für die Spargelernte. Die klassische Spargelsaison beginnt regulär frühestens Ende März, Anfang April oder noch später - abhängig von der Region und der Witterung.
Das Geheimnis ist eine Biogasanlage, die in wenigen Metern Entfernung vom Feld steht. „Wir nutzen die Abwärme“, sagt Pohl. Der landwirtschaftliche Betrieb betreibt auch eine Schweinemast, und aus der Gülle produziert der Hof Wärme, die zum Heizen von Gebäuden genutzt wird. Die übrig bleibende Wärme wird mit etwa dreißig Grad warmem Wasser in Rohren unter die Beete geführt.
Wer baut wie viel Spargel an?
In vielen asiatischen Rezepten werden die dünneren Stangen des Thai-Spargels verlangt. MIt 61.000 Tonnen liegt der südost-asiatische Staat auf Platz 5.
Bekannt ist das Land eigentlich für seine Fleischgerichte - doch Mexiko produzierte 2013 allein 125.000 Tonnen Spargel und liegt damit auf Platz 3.
Deutschland liegt mit etwa 100.000 Tonnen Produktionsmenge auf Platz vier im weltweiten Vergleich.
Auf den zweiten Platz schiebt sich mit 385.000 Tonnen ein Land, das mehr produziert als die fünf folgenden Nationen zusammen: Peru.
Der Abstand zum zweitplatzieren ist so gewaltig, dass es eine eigene Kategorie ist. 7.000.000 Tonnen Spargel produziert das Land. Und man ahnt es fast, wenn etwas sehr groß und viel ist, ist es: China.
Einige Landwirte sind in den vergangenen Jahren auf die Idee gekommen, Abwärme zu nutzen, um ein bisschen Spargel früher ernten zu können als andere. Wie viele das in ganz Deutschland sind, verrät keine Statistik. Vielleicht sind es sechs, vielleicht sind es zehn, vielleicht ein paar mehr - die Experten der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO), der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) oder der regionalen Erzeugergemeinschaften wissen es nicht.
„Es gibt keine Statistik über den Anbau von Heizspargel in Deutschland“, heißt es bei der BVEO. Der Anbau hänge von „einzelbetrieblichen Möglichkeiten“ ab. Genutzt werde etwa die Abwärme von Kraftwerken oder aus dem Tagebau. In einigen Fällen werden zum Beispiel Hackschnitzelkraftwerke im Betrieb eingesetzt, um die Spargeldämme zu heizen.