Warum das Wasser in den Benzinmotor zurückkehrt

Wasser im Benzinmotor klingt zunächst verrückt. Doch Bosch und BMW wollen genau so den Kraftstoffverbrauch verringern – und die Umwelt schützen.

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Mit Wasser im Benzinmotor, so paradox es auch klingen mag, fährt es sich besser. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Der Treibstoffverbrauch sinkt, ebenso die Emissionen an Kohlendioxid und Stickoxiden und die Leistung steigt. Außerdem reduziert sich die Gefahr, dass das Treibstoff-Luftgemisch vorzeitig zündet – Fachleute sprechen dann von Klopfen, das Motorschäden verursachen kann.

Der Saab 99 Turbo, gebaut zwischen 1968 und 1972, ist das letzte Serienauto, das mit Wassereinspritzung zu haben war. Jetzt entwickeln BMW und Bosch – getrennt oder gemeinsam verraten sie nicht –, Benzinmotoren, in die gleichzeitig Treibstoff und Wasser eingespritzt wird. Bei einem Wasseranteil von 35 Prozent reduziert sich der Kraftstoffverbrauch um 13 Prozent, hat Bosch festgestellt.

Der wundersame Effekt tritt ein, weil das Wasser im Kolben verdampft. Dabei wird Verdunstungskälte frei, die die durch Kompression erhitzte Verbrennungsluft abkühlt. Dadurch sinkt die Abgastemperatur. Überflüssig wird dann auch die so genannte Volllast-Anreicherung. Bei hohen Geschwindigkeiten wird bei manchen Modellen mehr Kraftstoff eingespritzt, als optimal verbrannt werden kann. Das soll die Temperatur der Abgase senken und den Katalysator schützen. Die Emissionen sind in dieser Phase weitaus höher als angegeben. Bei Wassereinspritzung ist dieser Trick überflüssig.

BMW will Safety Cars mit Wasser ausstatten„Die verringerte Klopfneigung kann darüber hinaus zu einer Verdichtungserhöhung des Motors verwendet werden, wodurch zusätzliche Vorteile im Teillastbereich darstellbar sind“, sagt Robert Bilander, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH in Stuttgart und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions. „Dies führt ebenfalls zu niedrigerem Kraftstoffverbrauch und reduzierten CO2-Emissionen.“

BMW hat angekündigt, einige M4 Coupés mit Wassereinspritzung auszustatten. Diese Fahrzeuge werden als Safety Cars eingesetzt. Parallel dazu läuft die Entwicklung der Technik für den Serieneinsatz.

Bereits heute kann die Wassereinspritzung nachgerüstet werden. Bei den Geräten, die unter anderem Bosch vertreibt, wird das Wasser jedoch nicht in den Zylinder gesprüht, sondern in die Ansaugluft. Der Effekt ist ähnlich: Die Luft wird gekühlt, die Motorleistung steigt. Wer noch mehr tun will, füllt in den Tank für die Einspritzanlage kein Wasser, sondern ein Wasser-Ethanol-Gemisch. Das gibt dem Motor einen zusätzlichen Kick.

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