Innovationen Die Zukunftsmacher: Hightech aus Deutschland

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Die Integration mehrerer Messfühler auf Siliziumchips bringt Entwickler und Unternehmen der ganzen Welt dem Ziel näher, technische Systeme intelligenter zu machen. Bislang konnten Sensoren nur jeweils einen Stoff erkennen. Fleischers Sensoren füttern Klimaanlagen und Maschinen mit einem ununterbrochenen Strom an Daten über ihre Umwelt, ähnlich wie die menschlichen Sinne das Gehirn mit Informationen versorgen. Rund 25 Euro sollen die Chips kosten. Wegen ihrer geringen Größe lassen sie sich leicht einbauen, zum Beispiel in Lichtschalter.

Für Siemens könnte die neue Sensorgeneration zum Hebel für eine Fülle neuer Geschäfte werden. Fleischers Augen blitzen auf, wenn er die Möglichkeiten referiert. Auf 80 Milliarden Euro schätzt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) den Weltmarkt für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaprodukte. Mit einer Regelungstechnik, die rund ein Viertel des Energieverbrauchs eines Gebäudes einsparen kann, hätten die Münchner in dem wachsenden Markt ein wichtiges Argument für ihren neuen Sensorchip.

Vielseitige Verwendung für die neuen Chips

Aber nicht nur in Büros, auch in Autos können die neuen Chips die Klimatisierung feiner steuern. „Das spart bis zu 0,3 Liter auf 100 Kilometer“, sagt Fleischer. Zudem würde wegen der zunehmenden Beimischung von Biokraftstoffen in den nächsten fünf Jahren ein Sensor gebraucht, der die genaue Zusammensetzung von Benzin und Diesel misst und die Verbrennung darauf abstimmt.

In Zukunft können die Chips sogar die Medizintechnik erobern: Fleischer denkt etwa an einen Sensor, der Lungenkrebs schon im Frühstadium anhand einer charakteristischen Konzentration verschiedener Kohlenwasserstoffe riechen kann. Schon weit fortgeschritten ist die Entwicklung eines Geräts, das die Atemluft von Asthmatikern analysiert und vor einem Anfall warnt. An einem Alkohol-Sensor, der beschwipste Autofahrer am Starten ihres Wagens hindert, haben Saab und Volvo bereits Interesse signalisiert.

Siemens: neue Projekte bereits in Planung

Siemens-Forscher Fleischer hat für seine Gas-Sensoren bereits 20 Patente angemeldet, 160 hält er insgesamt. Es sind tatendurstige Pioniere wie er, die Siemens 2008 zu den innovativsten Unternehmen Europas gemacht haben.

Und nimmt man den Münchner zum Maßstab, wird der Ideenfluss bei Siemens nicht abreißen. Zu Fleischers neuesten Projekten gehört ein Sensor, der explosive oder toxische Gase aus sicherer Entfernung per Laserstrahl aufspürt. Oder ein mit ‧lebendigen Zellen besiedelter Chip, der vor gefährlichen Verunreinigungen im Wasser warnt.

Am Ende, das ist für Fleischer klar, muss bei aller Experimentierfreude ein verkaufsfähiges Produkt stehen. „Nur dann ist eine Idee wirklich eine Innovation.“ 

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