Mobilfunk Internet: Netzausbau per Funk stört TV-Signale und drahtlose Mikrofone

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg will per Funk das Internet beschleunigen – und stört damit Live-Konzerte.

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ARCHIV - Die kanadische Quelle: dpa

Peter Maffay hat schon protestiert. Und auch andere Popstars fürchten, dass unkontrolliert brummende Funkmikrofone die Fans bei Live-Konzerten verschrecken.

Der Zorn richtet sich gegen Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der mehr Frequenzen an die Telekom-Konzerne vergeben will, damit Haushalte in unterversorgten ländlichen Regionen bis Ende 2010 Anschluss an das schnelle Internet bekommen.

Am kommenden Freitag soll der von ihm vorgelegte Frequenzbereichszuweisungsplan die letzten parlamentarischen Hürden im Bundesrat nehmen.

Übersehen hat die Bundesregierung offenbar, dass das drahtlose Internet auf Frequenzen funken soll, die für andere Branchen reserviert sind. In dem Frequenzband 790 bis 862 Megahertz senden bis 2015 auch drahtlose Mikrofone, die bei Konzerten, Sportveranstaltungen und TV-Shows im Einsatz sind.

Die Umrüstung der in Deutschland betroffenen 630.000 Mikrofone würde weit mehr als eine Milliarde Euro kosten, rechnet der Verband für professionelle drahtlose Produktionstechnologie (APWPT) vor.

Gestört wird aber auch das Kabelfernsehen, ergaben erste Tests, die das Institut für Rundfunktechnik in München durchgeführt hat. Zu Bildstörungen kommt es sogar dann, wenn nicht nur im selbem Raum, sondern auch beim Nachbarn ein Funkinternet-Gerät im Einsatz ist, heißt es.

Endgültig zur Farce wird die für Ende 2009 geplante Auktion der Frequenzen, weil der Netzbetreiber Airdata aufgrund früherer Verträge Anspruch an ihnen anmeldet.

Er wirft der Bundesnetzagentur eine Verletzung der EU-Vorgaben vor und will „durch alle Instanzen bis zum Europäischen Gerichtshof“ klagen. Airdata erwartet, dass kein Netzbetreiber Frequenzen mit dem Makel eines schwebenden Rechtsstreits ersteigert und dort teure Infrastruktur aufbaut.

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