Weltmarktführer Innovation Day BMW-Chef Zipse: „Verbrenner-Verbot führt zu unkontrollierbaren Verwerfungen“

BMW-Chef Oliver Zipse beim Weltmarktführer Innovation Day in Erlangen. Quelle: Stefanie Hergenröder

Beim Weltmarktführer Innovation Day in Erlangen warnte BMW-Chef Zipse eindringlich vor einem Verbrenner-Verbot und warb für Wasserstoffautos: Die dafür benötigten Tankstellen ließen sich schneller errichten als die vielen notwendigen E-Auto-Ladestellen.

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Der Chef des Autoherstellers BMW, Oliver Zipse, hat vor einem Verbot von Verbrenner-Autos in Europa gewarnt. „Wir halten es für falsch, in Europa den Verbrenner abzuschalten“, sagte Zipse beim Weltmarktführer Innovation Day in Erlangen. „Die Industrie wird hinsichtlich der Skalierung und der Struktur anders aussehen als heute, wenn sie auf nur eine Technologie geht“, sagte Zipse. Statt nur auf den batterieelektrischen Antrieb zu setzen, sollte die Politik deshalb einen technologieoffenen Ansatz verfolgen: Wenn die Industrie beim CO2-Ausstoß jedes Jahr fünf Prozent besser werden müsste, käme es zu „massiven positive Klimaauswirkungen“. Dagegen würde die „harte Abschaltung“ des Verbrenners „zu Verwerfungen führen, die hier keiner mehr kontrollieren kann.“

Anders als die meisten Autobauer setzt BMW langfristig nicht nur auf E-Autos, sondern auf verschiedene Antriebstechnologien: Verbrenner, Hybride mit Verbrennungs- und Elektromotor, vollelektrische Autos und Wasserstoffautos. Nach Ansicht von Zipse wird der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos noch viele Jahre dauern. In vielen Ländern könne der Ausbau nicht so schnell erfolgen, wie es aus Sicht des Klimaschutzes nötig sei. Deshalb seien neben E-Autos auch Wasserstoffautos sinnvoll. 

Wasserstoff sei „der einzige Rohstoff, der nachhaltig erzeugt und speicherbar ist“, so Zipse. Deshalb lasse sich mit Wasserstoff die heutige Tankstellen-Infrastruktur nutzen: „Man braucht keine eigene Ladeinfrastruktur“, so Zipse: „Eine Tankstelle rüstet man in zwei Tagen um. Der Weg dorthin ist relativ kurz, anders als bei der Elektromobilität, wo sie Anschlüsse an das Mittelspannungsnetz brauchen und man für jedes Auto eine Ladeinfrastruktur braucht. Das ist schon aufwendig. Das wird gehen, aber nicht als ausschließliche Lösung. Das wird viel zu lange dauern. Deswegen glauben wir ganz fest an Wasserstoff. Es wird kommen und es wird bei BMW kommen, da bin ich mir ganz, ganz sicher.“ BMW baut derzeit eine Kleinserie von 100 Wasserstoff-Autos, die in den kommenden Jahren getestet werden sollen. Nach 2025 ist laut BMW eine reguläre Markteinführung denkbar. 

Der BMW-Chef erwartet eine Rezession in Deutschland, warnt aber vor Panik: „Es wird eine Rezession kommen. Das hört sich immer so dramatisch an. Aber wir wachsen halt mal eine Zeit lang nicht mehr. Also da geht die Welt nicht unter, wenn mal eine Rezession kommt. Dafür sind wir die letzten zehn Jahre gewachsen.“

Auch bei der Energieversorgung mahnt Zipse zur Besonnenheit: Er erwarte keine Produktionsausfälle wegen Gasmangels bei BMW oder Zulieferern, so Zipse. Deutschland solle sich auf seine Tugenden Disziplin, Sparsamkeit und Effizienz besinnen, dann werde das Land voraussichtlich auch mit der absehbaren Gasknappheit zurechtkommen. 

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