Mozilla-Chef "Nicht den letzten Penny herauspressen"

Firefox 4 ist da. Mozilla-Chef Gary Kovacs erklärt im Interview, wo der Browser verbessert wurde, warum Apps bald überflüssig werden und wie Mozilla mit der gefährlichen Abhängigkeit von Google umgeht.

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Der Chef der Mozilla Corporation Gary Kovacs

Sie sind gerade 100 Tage im Amt, schon ist Firefox der meistgenutzte Browser in Europa. Haben Sie keine Angst, dass es jetzt nur noch schlechter werden kann?

Angst habe ich nicht, doch der Wettbewerb auf dem Browsermarkt ist sehr stark. Und wir sind nur nicht die Nummer Eins geworden, weil wir gewachsen sind, sondern auch weil die Nutzung des Internet Explorer geschrumpft ist. Entscheidend ist daher, unsere Nutzer zufrieden zu stellen und da haben wir noch viel Arbeit vor uns.

Google Chrome hat seinen Anteil sogar verdreifacht. Fürchten Sie nicht, dass Google, ihr langjähriger Partner, Mozilla bald überholt?

Ich sorge mich immer um Wettbewerber. Aber wenn wir innovativer sind als die Konkurrenz, werden unsere fast 500 Millionen Nutzer Mozilla treu bleiben. Wenn nicht, werden sie uns verlassen und dass sollten sie dann auch.

Sollten Sie dann zu Microsoft oder zu Google gehen? Wer wird Ihnen gefährlicher?

Bevor der Internet Explorer 9 (IE9) herauskam, war Google der größere Konkurrent. Sie stecken viele Ressourcen in die Entwicklung und wollen eine Art Betriebssystem daraus machen. Google nennt es noch Browser aber es ist schon etwas anderes. Aber auch der IE9 sieht viel stärker aus, als die früheren Versionen. Der Wettbewerb nimmt also von allen Seiten zu.

Welche Neuerungen bietet der Firefox 4, um die Konkurrenz auf Abstand zu halten?

Ein Schlüsselelement ist Geschwindigkeit, darin haben wir viel investiert. Der Firefox musste schneller werden. Jetzt sind wir soweit, dass die Browsergeschwindigkeit nicht der Flaschenhals ist. Viele Webseiten laden viel langsamer als der Browser, insofern haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht.

Und was ändert sich sonst?

Da geht es um die Zukunft des Browsers, denn wir nutzen ihn heute ganz anders. Früher haben wir Informationen gesucht und sind wir von einer textlastigen Seite zur nächsten gewechselt. Jetzt nutzen wir Applikationen, soziale Netzwerke, Musik oder Videos. Viele Dienste die wir im Browser öffnen, gehören zu unserem täglichen Leben. Wir wollen dem Nutzer ermöglichen, sie besser intuitiv zu managen.

Die eigentliche Änderung ist doch aber der Durchbruch des mobilen Internets.

Genau. Das Online-Leben spielt sich nicht mehr nur auf dem Schreibtisch ab. Deswegen gibt es vom Firefox 4 erstmals auch eine Version für Smartphones. Der Clou dabei ist die Sync-Funktion: Wenn Sie den Browser in ihrem mobilen Gerät öffnen, haben sie dort genau die gleichen Tabs oder Lesezeichen offen, wie zuvor am Computer.

Trotzdem ist Mozilla bei Smartphones nicht mehr der Vorreiter, wieso haben Sie die Entwicklung so lange verschlafen?

Wir waren auf den Rechnern so erfolgreich, dass wir uns darauf konzentriert haben. Im Rückblick hätten wir beim Wechsel zu Mobile schneller sein sollen. Aber es ist noch nicht zu spät, denn viele Leute sind über die vorinstallierten Browser frustriert. Wir bieten dabei einen Browser für Mobile und Desktop, nicht zwei unterschiedliche Programme, wie sie unsere Wettbewerber entwickeln.

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