Neue Regel Ein Ladekabel für alle Handys

Schluss mit dem Kabelsalat: Die EU zwingt die Elektronikhersteller, sich auf ein einheitliches Ladekabel für Handys zu einigen. Wie das aussieht ist noch offen – und ebenso, ob es überhaupt noch sinnvoll ist.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Stecker in allen Variationen: Die EU drängt auf einen einheitlichen Standard. Quelle: dpa - picture-alliance

Straßburg Mit einem Einheitsstecker für Handys will die EU dem Kabelsalat ein Ende bereiten. Denn oft passen Ladekabel nur für Geräte eines Herstellers – und bisweilen noch nicht mal für das Nachfolgemodell. Apple, Samsung, Nokia und Co. müssen ihre Mobiltelefone nach einem Beschluss des EU-Parlaments ab 2017 mit einem Universalstecker ausstatten.

Warum handelt die EU?
Weil die Hersteller sich nach Ansicht vieler EU-Abgeordneter um ihre Zusagen herummogeln. Vor allem bei einfachen Handys setzt die IT-Branche noch viele verschiedene Stecker ein. Bei manchen Modellen passt nur ein dünner, länglicher Metallstift – andere Geräte brauchen einen breiten Stecker mit vielen kleinen Kontakten.

Sind aber viele Smartphone-Ladekabel nicht jetzt schon austauschbar?
Ja, bei Smartphones bauen die meisten Anbieter inzwischen einen Micro-USB-Anschluss ein, der das Gerät mit Strom versorgt und auch Daten überträgt. Darauf hatten sich 2009 auf Druck der EU-Kommission die 14 führenden Smartphone-Hersteller geeinigt. Doch einer der Unterzeichner, der iPhone-Anbieter Apple, setzt weiter auf seinen eigenen „Lightning“-Stecker und bietet einfach einen Adapter für Micro-USB dazu an. Adapter waren in der Einigung von 2009 erlaubt.


Was hat das EU-Parlament jetzt beschlossen?
Die Abgeordneten schrieben vor, dass Netzteile der Hersteller in drei Jahren für Handys, Tablets und Smartphones der Konkurrenz passen müssen. Wie der neue Einheitsstecker aussehen wird – ob es etwa der Micro-USB-Stecker sein soll – lässt das EU-Parlament offen. Die Hersteller haben somit technisch gesehen Freiraum. Die Europaabgeordnete Barbara Weiler (SPD) sagt: „Entweder übernehmen andere Hersteller den Anschluss von Apple oder Apple macht eine neue Vorrichtung oder es gibt eine dritte Lösung.“

Was sind die Vorteile für Verbraucher?
Pro Haushalt wäre bald nur noch ein Universal-Ladegerät nötig – das spart Geld. Zudem sollen die neuen Geräte weniger Strom verbrauchen. Und Handys könnten ohne Ladegerät billiger verkauft werden.

Kann es auch Nachteile für den Kunden geben?
Es ist denkbar, dass der Kunde Ladegeräte als Zubehör extra – und teurer – kaufen muss. Branchenkenner schätzen den Preis für eine solche ein Universal-Ladetechnik auf 10 bis 30 Euro. Zudem könnten die Preise insgesamt steigen, warnt der britische EU-Abgeordnete Paul Nuttall von der europaskeptischen Partei UKIP.

Ist das gut für die Umwelt?
Ja, weil viel weniger Elektromüll anfällt, sagt die EU-Kommission. Sie hatte 2011 geschätzt, dass etwa 30 verschiedene Ladegeräte auf dem Markt sind. Kaufe ein Kunde ein neues Mobiltelefon, werde oft auch ein neues Ladegerät fällig. Das sorge für mehr als 51.000 Tonnen Elektroschrott jedes Jahr in der EU. EU-Industriekommissar Antonio Tajani sagte nach der Parlaments-Abstimmung: „Dies ist eine sehr gute Nachricht für unsere Bürger und für die Umwelt.“

Sind die neuen Vorgaben wirklich sinnvoll?
Darüber gehen die Meinungen auseinander. Nach Ansicht des europäischen Branchenverbandes Digitaleurope sind die Regeln überholt. Denn der Marktanteil einfacher Handys, bei denen Hersteller noch verschiedene Stecker einsetzten, gehe rasch zurück. „Ladegeräte für Smartphones sind heute technisch so weit vereinheitlicht, dass man mit einem Nokia-Ladegerät auch ein Samsung- oder Apple-Smartphone aufladen kann“, sagt Digitaleurope-Direktor Klaus-Dieter Axt. „Die Umstellung hat bereits stattgefunden.“ Deshalb sei das Gesetz nicht notwendig.

Wie reagieren die Hersteller?
Sie setzen weiter auf Selbstverpflichtung. In einer Erklärung von Anfang der Woche versprachen fünf große Mitglieder von Digitaleurope – Apple, Blackberry, Huawei, Samsung und Sony – in diesem Jahr harmonisierte Ladegeräte auf den europäischen Markt zu bringen.

Wann treten die Regeln in Kraft?
Die Vorschriften müssen noch formal vom Rat verabschiedet werden. Danach müssen die Länder sie binnen zwei Jahren in nationales Recht umsetzen. Die Hersteller haben dann noch ein Jahr Zeit.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%