Sanyo-Luftreiniger im Test Wohltat für Hausstaubmilben-Allergiker

Trau keiner Firma, die behauptet, sie könne Hausstaubmilben kleinbekommen. Das ist die langjährige Erfahrung von WirtschaftsWoche-Redakteurin Anke Henrich. Doch der Virus Washer von Sanyo lässt die Allergikerin daran zweifeln.

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Sanyo Virus Washer

Mein natürlicher Feind greift immer und überall an. Er ist mikroskopisch klein und wer immer ihn final vernichten könnte, dem wäre meine lebenslange Sympathie gewiss: Die Rede ist von der Hausstaubmilbe. Seit 20 Jahren allergisch auf Milben, frage ich mich beim Kauf jedes Zehnerpacks Taschentücher, wofür dieses Viech evolutionär nötig sein kann. Ihr Kot raubt mir die Luft, lässt meine Augen tränen und bringt mich an schlechten Tagen zum Dauerniesen. Schlechte Tage sind solche, an denen das Büro wieder nicht oder kaum gesaugt wurde, also von Montag bis Freitag.

Da lacht die Milbe und macht es sich im alten Teppich gemütlich. Bis vor zwei Monaten der 400 Euro teure „Sanyo VW 24“ in mein Acht-Quadratmeter-Büro einzog. Der Virus Washer genannte Apparat verspricht Großes: Wo er die Raumluft filtert und deren Feuchtigkeit erhöht, bessere sich das Arbeitsklima.

So soll Allergikers Glück technisch funktionieren: Ein von Sanyo entwickeltes Elektrolyseverfahren fische nur mit Leitungswasser und Strom – aber ohne chemische Zusätze – 99 Prozent aller durch die Luft übertragenen Viren, Bakterien und Allergene aus der Raumluft.

Da spitzten auch unsere vier Redaktionssekretärinnen die Ohren und stellten sich und ihr Mehrpersonenbüro für den großen Bruder „Sanyo VW-VF10BG “ zur Verfügung. Das kleine Exemplar eignet sich für Räume bis zu 40 Quadratmetern, der 2000 Euro teure große Bruder schafft bis zu 100 Quadratmeter.

Im meiner Einzelzelle war der schmale, elegante Apparat schnell installiert. Auspacken, ratlos vor der englisch/chinesischen Beschreibung stehen und dann nach Hausfrauenart an die Sache herangehen. Also den Halb-Liter-Wassertank auffüllen, Filter einlegen – fünf Minuten später surrte der Kasten flüsterleise vor sich hin.

Wenn auch erst einmal ohne nennenswerte Wirkung. Na, siehste! Nach 20 Jahren Milbenterror reagiere ich auf Wundermittel aller Art höchst skeptisch. Der millionenschwere Markt ist voller Sprays, Raumbefeuchter oder Filter – und auf Dauer ist das meiste für die Tonne.

Ein Luftfilter, viele Meinungen

Also surrte VW 24 erst einmal unbeobachtet vor sich hin und störte zumindest nicht weiter. Bis ich auf einmal entzückt feststellte: Die Tempobox im Büro blieb immer länger unberührt. Ich niese weniger! Was sich für Gesunde dämlich anhört, nähert sich für bescheiden gewordene Allergiker fast schon dem Himmel auf Erden. Nicht nur, dass die Kollegen nicht mehr freundlich „Gesundheit!“ über den Flur riefen. Auch meine Eineinhalb-Liter-Wasserflasche war nicht schon am Nachmittag mit dauerdurstiger Kehle leergetrunken. Ich nenne das Erfolg.

Weit weniger einheitlich waren die Erfahrungen im benachbarten Sekretariat. Unbestritten ab dem ersten Tag und von der ganzen Redaktion erstaunt erschnüffelt: Im Gegensatz zu meinem Minilüfter erzeugt der gut ein Meter hohe, weiße Sanyo-Kasten, der 600 Kubikmeter Luft pro Stunde reinigen können soll, einen anhaltenden Chlorgeruch und damit irritierende Hallenbad-Atmosphäre. Das nervt, war sich das Damenquartett einig. Die durch den Virus Washer gestiegene Luftfeuchtigkeit hingegen erklären zwei zum Jungbrunnen für die zarte Gesichtshaut, die dritte Kollegin hustet jetzt öfter, die vierte nervt das Rauschen des Gerätes.

Immerhin, ein Blick auf den rabenschwarzen Luftfilter nach zwei Monaten macht deutlich: Umsonst war der Test auch im Großraumbüro nicht. Wenn auch weit weniger erfolgreich als in meinem Einzelzimmer nebenan.

Das Firmenversprechen aber, mit dem Apparat auch Viren kaltzustellen, ist wohl eine Nummer zu groß. Denn als vor einigen Wochen ein übler Virus die halbe Redaktion zeitweilig flachlegte, war auch ich mittenmang dabei.

Mein Fazit ist dennoch positiv: Acht Wochen lang hat mir der VW 24 im Kampf gegen Milben geholfen, warum auch immer. Schade nur, dass er so teuer ist: 400 Euro aus der privaten Börse, um im Büro gescheit arbeiten zu können – da tränen einem dann doch wieder die Augen.

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